Trainingslager 2015
Mallorca vom 07.03 bis 21.03.2015
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Ich kann gar nicht beschreiben, wie sehr ich mich auf das 14-tägige Trainingslager gefreut habe! Zusammen mit meinen Kumpels Armin Fischer, Thomas Göllner & René Klinger haben wir uns wieder für Mallorca und das Viva Blue an der Platja de Muro bei Alcúdia entschieden. Wir hatten bereits im November über Balear-Reisen gebucht - der frühe Vogel fängt bekanntlich den Wurm, wie es so schön heißt. Thomas' bessere Hälfte Janine war dieses mal auch dabei, doch konnte sie leider nur die erste Woche bleiben. Vom RSV-Marburg stießen später noch Larry Kleser und Volker Guth dazu. Larry, gerade noch rechtzeitig nach heftiger Krankheit genesen und Volker, noch ohne Vorbereitung, verfolgten andere Ziele und wollten die Zeit nutzen, um sich locker in die Saison einzurollen.
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Die Bilderserie ist aus dem Vorjahr und zeigt die Hotelanlage des Viva Blue an der Platja de Muro aus der Vogelperspektive. In diesem Jahr hatten Armin und ich ein Zimmer mit Blickrichtung auf das Naturschutzgebiet s'Albufera (linkes Foto, oberer Bildrand)
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Wie auch in den Vorjahren hatte ich mich mit rund 3.600km in den Beinen recht ordentlich vorbereitet. Gut die Hälfte der Kilometer habe ich auf der Rolle verbracht, da an den Wochenenden zumeist schlechtes Wetter war - aber egal, das sollte ja nun schnell der Vergangenheit angehören. Das Hotelzimmer habe ich mir wie auch im Vorjahr mit Armin geteilt. Aufgrund von vielen Gemeinsamkeiten, gegenseitiger Rücksichtnahme & Kompromissbereitschaft funktioniert das ausgesprochen gut.
Für die erste Woche war auch wieder sonniges und warmes Wetter vorausgesagt. Armin und ich hatten uns die Ankunft- & Abreise Zeiten absichtlich so legen lassen, daß wir diese Tage auch als Trainingstage nutzen konnten. Thomas, Janine & René sind bereits am Vortag aus Paderborn angereist. Wir sind mit Air Berlin aus Frankfurt um ca. 07:00 in Palma gelandet. Leider ist beim Verladen meines Radkoffers der Haltegriff abgerissen und verloren gegangen, nichts Gravierendes aber ich habe den Schaden anschließend reklamiert. Unser Flughafentransfer hat wieder prima funktioniert und wir waren relativ schnell im Hotel. Noch kurz auf das Zimmer gewartet, dann schnell die Räder zusammen gebaut und so gegen 12:00 ging es auch schon los: ca. 125km in 3:55 h bei durchschnittlich 160 Watt und ca. 1.000HM - recht sportlicher Einstand, locker einrollen geht anders, aber so ist das, wenn Armin die Pace macht :-) Zum Abendessen haben wir uns dann mit Janine & Thomas und René getroffen - wie gesagt, bei Unterkunft & Verpflegung gab es wieder nichts zu meckern. Wir mußten erstmalig nochmal 38€ für das obligatorische Radsportpacket zahlen, aber dafür gab es jeden Morgen belegte Brötchen & Bananen sowie Getränke frei. On Top bot das Hotel einen wirklich hervorragend ausgestatteten Radkeller, inkl. eines zentralen Luftkompressors zur Reifendruckkontrolle, das gab's bisher noch nirgendswo.
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Am 2. Tag sind wir wie auch im Vorjahr alle gemeinsam zunächst in Richtung Artà zum Ermita de Betlem gestartet. Danach ging es Richtung Süden nach Porto Cristo, wo wir direkt am Hafen einen Café con Leche Stop eingelegt hatten. Über Felanitx an San Salvador vorbei (ohne hochzufahren) ging es dann über Petra, San Joan, Sineu und Sa Pobla zurück ins Hotel. In Summe ca. 160km, bei strammen 1.541HM in ca. 5:30’h. Janine hat sich mehr als wacker geschlagen und man sah ihren Trainingsfleiß über den Winter. Wir mußten nirgends groß warten und sie konnte alles mitfahren - Respekt! Am 3. Tag habe ich mir morgens kurz vor der Abfahrt das rechte Knie verdreht: Im Hotelzimmer in meinen Schlappen weggerutscht. Das sorgte für relativ starke Schmerzen bei der Ausfahrt, die den Randa im Programm hatte. Der erste größere Anstieg im Trainingsprogramm. Ich habe mich dann an den folgenden Tagen aus der "Speedgruppe" verabschiedet und bin mit Larry und Volker gefahren, die aus den genannten Gründen deutlich langsamer unterwegs waren - die ideale Gruppe für mich, um mein angeschlagenes Knie nicht zu überlasten. Wir drei hatten in den folgenden Tagen viel Spaß und sind bei prima Wetter so zwischen 100 und 130km Touren bei eher geringer Intensität gefahren. Foto rechts: Janine & ich in Porto Cristo, kurzer Check am Radcomputer, dann Café con Leche am Hafen.
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Nach einem Ruhetag am Sa., den 14. bin ich dann wieder mit Thomas, Armin und René gefahren. Ein wenig hat es noch etwas gezwickt im Knie, doch ging es von Tag zu Tag besser und wir haben fleißig Höhenmeter gesammelt. Da war zum einen eine kurze Tour zum Cap Formentor. Die Strecke ist komplett neu geteert und es rollt endlich ganz wunderbar die 40km hin & zurück, wenn da nicht die rund 1.000HM wären. Und dann ging es natürlich wieder nach S'Arenal zur Strandpromenade zum "Aladin". Eigentlich eine Dönerbude, aber in der Nebensaison gibt es dort den besten Kuchen auf der Insel. Unvergessen bleibt mir auch die Ausfahrt nach Cala Figuera, ganz im Süden der Insel. Zunächst ging es hinauf zum Kloster San Salvador: Die 4.8km habe ich in 15:45min bei durchschnittlich 311Watt absolviert. Bin ein wenig zu optimistisch angegangen, mein Kopf hat noch nicht ganz akzeptiert, daß die Zeiten wo ich 400Watt über eine längere Zeit treten konnte endgültig vorbei sind. In Felanitx haben wir dann nochmal die Trinkflaschen aufgefüllt und dann ging es ab in Richtung Südzipfel der Insel. In Cala Figuera haben wir dann einen weiteren Halt in einer idyllischen Bucht gemacht, wo es Cafe und Kuchen gab. Bis dahin hatten wir schon einen 30er Schnitt vorgelegt, doch das sollte sich bis zum Ende der insgesamt 165km langen Ausfahrt noch ändern. Thomas hatte stark auf's Tempo gedrückt und wir sind in Einerreihe zumeist mit rund 40km/h auf der Uhr in Richtung Alcúdia gerast. Am Ende hatten wir fast einen 33er Schnitt auf der gesamten Tagestour geschafft.
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Die Bilderserie zeigt (v. li.) den Ausblick von Cap Formentor in SW-Richtung. Schnell noch den Bauch mit lecker Kuchen beim Aladin in S'Arenal vollgeschlagen. Auf der Fahrt an die Südspitze der Insel nochmal schnell San Salvador in's Visier genommen und zu guter letzt die schöne Aussicht an der Bucht in Cala Figuera genossen.
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Nun folgte am nächsten Tag Kloster Lluc über die Auffahrt über DIE Tankstelle der Insel und anschließend am Folgetag das absolute Highlight: Jeder ambitionierter Radsportler hat vielleicht schon mal vom sog. Küstenklassiker gehört. Eine Tour von Andratx über den gesamten Gebirgszug der Serra de Tramuntana hinüber nach Pollenςa. Das bedeutet i.d.R. für Leute stationiert in Alcúdia einen organisierten Bustransfer nach Andratx, um dann von dort mit dem Rad an den Start zugehen. Armin macht das jedes Jahr - allerdings in der Extended Version. Nix da mit Bustransfer! Wir, Thomas, Armin & ich, sind früher als sonst in Alcúdia gestarted und bis Andratx über Sa Pobla, den Cami de Muro folgend bis nach Santa Maria geradelt. Das Wetter war sonnig, aber recht frisch. Besonders der starke, sehr böige Wind aus östlicher Richtung machte uns Sorgen. Ab Esporles wurde es bergiger, und wir haben uns über Puigpunyent, Galilea, Es Capdellà nach Andratx vorgekämpft. Da standen wir nun am Kreisel, wo andere bei Kilometer Null starten, hatten wir schon fast genau 3h, 93km und ca. 850HM in den Beinen. Jeder von uns kannte die nun folgende Strecke und wir einigten uns, daß jeder seinen eigenen Rhythmus finden sollte. Der vereinbarte Treff war dann in Valldemossa. Thomas fuhr dann gleich recht zügig voraus und war schnell nicht mehr zu sehen. Armin und ich blieben mehr oder weniger auf Sichtweite zusammen. Irgendwo auf Höhe Banyalbufar bin ich auf Thomas wieder aufgefahren. Eine Windböe hatte ihn wohl so dermaßen stark erwischt, daß er beinahe gestürzt war - aber alles nochmal gut gegangen. Der Wind war wirklich nicht ganz ungefährlich, man mußte den Lenker mit beiden Händen schon sehr fest halten und ein Griff zur Trinkflasche im falschen Moment konnte recht gefährlich werden. Nichts ungewöhnliches für einen, der bereits 2x auf Lanzarote zum Training war. In den Aufstiegen habe ich versucht relativ konstant so zwischen 240 - 280 Watt zu treten. Bloß nicht überdrehen, denn ich hatte schon einigen Respekt vor der Länge der Strecke ... und wir mußten ja noch über den Puig Major! Thomas war inzwischen wieder außer Sichtweite und wir trafen ihn verabredungsgemäß erst an der Kreuzung Richtung Valldemossa / Dejà wieder. Sein Rad in Richtung Valldemossa zeigend und mit einem fragenden Gesichtsausdruck, sollte das wohl ein Wink mit dem Zaunpfahl sein, doch Armin würdigte dem keines Blickes und ohne ein Wort darüber zu verlieren ging es schließlich gemeinsam zielstrebig in Richtung Dejà / Sóller weiter ... das Ding wird jetzt trotz des starken Windes durchgezogen, man(n) möchte sich ja später nichts nachsagen lassen. In Sóller haben wir dann eine kurze Kaffeepause eingelegt und unsere Trinkflaschen letztmalig aufgefüllt. Am Fuße des Puig Major blies uns der Wind noch kräftig entgegen, doch weiter oben war es zumeist windstill, geschützt durch die Bäume und der windabgewandten Seites des Aufstieges. Ab und an überholten wir einige andere Radfahrer, wir selbst wurden an keiner Stelle der gesamten Strecke überholt. Ich war froh, endlich am höchsten, gut befahrbaren Punkt der Insel angekommen zu sein. Die bekannte Tunneldurchfahrt oben an der höchsten Stelle der Paßstraße war schon sehr speziell: Der Wind fegte nur so durch die schmale, aber neuerdings immerhin beleuchtete Röhre und man war gut beraten, sich noch ein paar Körner aufgespart zu haben. Für die Physiker unter uns, ist dieses Phänomen nach seinem Entdecker als Venturi-Effekt beschrieben. Das Schlimmste war nun geschafft, doch weit gefehlt. Die nun folgende Abfahrt in Richtung Kloster Lluc, vorbei an Sa Calobra hatte es in sich. Thomas war bereits im Anstieg zum Puig wieder enteilt und wir sahen ihn auch erst im Hotel wieder. Um eine relativ hohe Grundgeschwindigkeit zu halten und im Rhythmus zu bleiben, drückte Armin sein 56er Blatt mit aller Kraft über das ständige auf & ab. Ich blieb fast die gesamte Strecke über in seinem Windschatten, denn die kurzen Anstiege habe ich alle mit meinen letzten Reserven bei ca. 400 Watt drücken müssen. Das tat schon richtig weh nach einem so langen Arbeitstag auf dem Rad. Doch zum Ende in Richtung Pollenςa ging es stetig bergab und man merkte den Gegenwind nicht so stark. Am Ende hatten wir fast genau 8h für die ca. 225km lange Strecke und rund 3.285HM benötigt. Das entspricht einem Schnitt von ca. 28km/h. Schnell noch Duschen und dann ab zum Abendessen. Ich war so kaputt, dass ich kaum Hunger hatte und wollte nur noch auf's Zimmer, um die Beine hoch zu legen. Und was macht man nach so einer Belastung am Folgetag, richtig: Ruhetag! Ich konnte mir gar nicht vorstellen, daß Armin dieselbe Strecke die Woche zuvor ganz alleine abgefahren ist. Wie kann man sich das freiwillig 2x antun?! Aber ich hab's ja selbst erlebt, wenn der Fischer-Express erstmal volle Fahrt aufgenommen hat, kann man(n) keine Gnade erwarten. Dann gibt's für mich nur ein Mittel: In seinem Windschatten so klein wie möglich machen, den Kopf schön unten halten und bloß nicht abreißen lassen.
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Dargestellt ist der sog. Küstenklassiker in der "Extended Version" mit Start in Alcúdia, flachwellig über Santa Maria nach Esporles fahrend, um dann am Kreisel in Andratx den eigentlichen Küstenklassiker unter die Räder zu nehmen. Die Strecke hat Armin Fischer ausgetüftelt und wird von ihm mindestens 1x pro Jahr absolviert. In diesem Jahr haben Thomas und ich Armin erstmalig auf der ca. 225km langen Strecke mit rund 3.300 HM begleitet. René war am Vortag zum zweiten mal Sa Calobra gefahren und benötigte einen Ruhetag.
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Obwohl sich meine Beine am folgenden Morgen sehr schwer angefühlt hatten, sobald ich auf dem Rad saß lief es so richtig gut. Es stand aktive Erholung auf dem Plan, also kurze Runde von ca. 65km ... bei einem Schnitt über 30km/h. Wie gesagt, es lief wider erwarten sehr gut. Kaffeepause im Hafen von Alcúdia und mit dem aufziehenden Regen ging es fix zurück ins Hotel. Generell hatten wir auch in diesem Jahr viel Glück mit dem Wetter. Die erste Woche war fast optimal, die zweite Woche war wechselhafter und windig, aber zumeist trocken. Wir sind nur einmal ein wenig naß geworden. Das war auf dem Rückweg vom Trip zur Aladin Kuchentheke aus S’Arenal kommend - aber halb so schlimm, denn wir konnten das Schlechtwettergebiet mit Starkregen recht gut umfahren.
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Am Ende der zwei Wochen hatte ich rund 1.700km abgespult. Hätte gerne etwas mehr sein können, aber ich hatte ja das Problem mit dem Knie und einen Tag, wo ich gar nicht gefahren bin. Alles in allem, waren wir uns allesamt einig - wiedermal eine klasse Zeit gehabt und gesund nach Hause gekommen. Den letzten Tag haben Armin und ich genutzt über Orient zu fahren. Wir sind etwas früher als sonst gestartet, da wir gegen 14:00 wieder zurück sein wollten. Es mußten ja die Räder noch verpackt werden, dann duschen und etwas essen - und dann ging es am späten Nachmittag zum Flughafen und unser (Zitat A. Fischer) "Aktiv Urlaub" war auch schon wieder Geschichte. Achja, am Flughafen in Palma, wo auch sonst als bei McDonalds sitzend sind Armin & ich noch auf Ingo Koßmann gestoßen. Habe ihn schon seit Jahren nicht mehr gesehen. So ganz in zivil und ohne Radklamotten erkennt man die Kollegen nicht so einfach, aber Ingo kam zielstrebig auf uns zu als ich mir mein Big Mac Maxi Menue habe schmecken lassen :-) Wie der Zufall es so will, sind wir bereits in Sineu entgegenfahrend aufeinander getroffen oder besser gesagt aneinander vorbeigerauscht. Ingo war auf der anderen Seite der Insel, an der Platja de Palma untergebracht. Da ist es schwer etwas gemeinsames zu unternehmen, doch könnte man sich vielleicht im nächsten Jahr vorher abstimmen. Wir werden sehen, wird schon ...
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