Berichte aus der Radsportsaison 2015:

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Schotten 2015

Hessenmeisterschaften Bergzeitfahren in Schotten/Rudingshain am 03. Oktober

Ich weiß nicht wie die Damen & Herren vom TGV Schotten das jedes Jahr wieder schaffen?! Obwohl wir Anfang Oktober schon sehr spät in der Saison sind und daher die Wahrscheinlichkeit einen warmen, sonnigen Tag zu erwischen immer geringer werden - DIE schaffen das, immer!. Ehrlich gesagt kann ich mich bei rund 8x "Vulkan Erstürmungen" noch nie an schlechtes Wetter erinnern. Auch in diesem Jahr war es sonnig und mit ca. 17°C halbwegs warm. Pünktlich zum Renntag drehte der Wind von NO auf SW und blies den langen Anstieg mäßig von hinten. Das lies auf der rund 7,9km langen und mit den 320 zu bewältigenden Höhenmetern schnelle Endzeiten erwarten. Ich hatte die letzen Tage und Wochen gut trainieren können, was mich sehr zuversichtlich machte. Lediglich Thomas Hädrich (RC07 Fulda) und Viktor Slavik (RV Kassel) hatte ich zum engeren Favoritenkreis gezählt, die mir nach 2009 und 2011 meinen 3. Hessenmeistertitel hätten streitig machen können. Thomas hatte die letzen drei Jahre den Titel bei den Sen III gewonnen und ist mir schon zu Sen II Zeiten gefährlich nahe gekommen. Viktor hat in diesem Jahr bereits die Hessenmeisterschaften im Straßenrennen & im Einzelzeitfahren für sich entscheiden können. Ein Triple würde sich sicher gut in seinem Palmarès machen und sollte für ihn extra Motivation sein, so meine Überlegungen.
Zwar konnte ich mich durch den Wechsel in eine andere Altersklasse den wirklich sehr starken Sen II Konkurrenz entziehen, doch orientiere ich mich immer noch an den dort gefahrenen Zeiten. Und auch in diesem Jahr sollten es mein Kumpel Armin Fischer (RSC Monte Kali Neuhof) mit Dirk Keßler (RVG Rockenberg), Cosmas Lang (RSC Wiesbaden) und Sascha Hausmann (RSV Nassovia Limburg) nicht leicht haben. Daneben startete mit René Klinger (RSV Team-ME Mettmann) ein befreundeter Kollege und Mallorca Trainingskollege, um außerhalb der Hessenmeisterschaften noch am Saisonende Punkte für die BDR Gesamtwertung zu sammeln.
Datenaufzeichnung von meinem Garmin Edge 500 dargestellt über GoldenCheetah. Erstmals hatte ich für diese Strecke einen Leistungsmesser am Rad (Stages). Im Schnitt hatte ich über die 7,9km, bei ca. 320HM, rund 310Watt getreten (bei 67,5kg Körpergewicht – jaja, habe ein wenig zugenommen). In den langen Steigungen konnte ich gut ca. 320 bis 370Watt halten, wohingegen ich in den schnellen Bergabpassagen kaum Druck aufs Pedal bekam (ca. 200 - 250Watt). Speziell an diese Rhythmuswechsel muß ich zukünftig noch arbeiten, um in Schotten auf schnellere Endzeiten zu kommen.

Vor einigen Jahren wurde mal ein Sen IV Fahrer wegen zu leichtem Rad nachträglich disqualifiziert. Das wollte ich keinesfalls riskieren und montierte mir auf meinem Quantec Carbon Renner noch einen (ungeliebten) Zeitfahraufsatz auf meinen Oberlenker. Immer noch besser als irgendwelche Zusatzgewichte. Damit lag ich knapp über dem geforderten 6,8kg Gewichtslimit. Der Aufsatz ist besonders auf den letzten 2 km von Vorteil, doch störte er mich etwas in den steilen Passagen, da ich an den Montagestellen bevorzugt gerne meine Hände ablege. Das war aber sicher kein Nachteil, denn meine Zwischenzeit oben auf dem Abzweig zur Hauptstraße war in rund 08:35 hervorragend und ich lag voll auf Bestzeitkurs. Doch nun wieder zurück zum Anfang: Ich bin gut ins Rennen gekommen und hatte Viktor, der 30sec vor mir gestartet war, sehr zu meiner Verwunderung bereits Ortsausgang Rudingshain überholen können. Bin anfangs einen schnellen Rhythmus in 50/19 mit ca. 70er Trittfrequenz bei ca. 350W in den rund 6 bis 7% steilen Streckenabschnitten gefahren. Bevor es bergab geht, kommt ja noch die mit 12% steilste Passage auf der Hauptstraße in Richtung Taufsteinhütte. Doch Dank Kompaktkurbel mußte ich nicht auf das kleine Kettenblatt schalten und habe die kleine Rampe zumeist im Wiegetritt passiert. Überhaupt muß ich mein Material lobend erwähnen - hat alles tadellos funktioniert, die Schaltung einfach ein "Träumsche" wie unter "Volllast" die Gänge nur so durchflutschten. Im folgenden Bergabstück versuchte ich mich auf meinem Zeitfahraufsatz so klein wie möglich zu machen und der Tacho stand kurz mal bei max. 55km/h. Leider bekomme ich in den schnellen Passagen nicht so richtig Druck auf Pedal. Man kann dies sehr gut an meinen Aufzeichnungen erkennen (nur um die 200 Watt - das ist viel zu wenig). Armin und Dirk fahren dort an die 60km/h. Zum Ende hin bin ich ein wenig eingebrochen und bin daher viel in "Sprinterhaltung" (also Lenker ganz unten angefaßt und raus aus dem Sattel) gefahren. Nach der schnellen Zwischenzeit lag eine hohe 17er Zeit im Bereich des Möglichen, am Ende jedoch kam ich auf eine 18:01,82. Das ist meine zweitbeste Zeit überhaupt auf der Strecke und ich sollte mich eigentlich freuen, doch habe ich auf den letzten 3km im Vergleich zu sonst rund 20sec liegen gelassen. Zum Hessenmeister hat es trotzdem ganz souverän gereicht, denn mein schärfster Konkurrent Thomas Hädrich kam mit einer 18:35,85 ins Ziel und etwas abgeschlagen wurde Viktor immerhin noch guter Dritter in 19:23,57. Zur Ehrenrettung Viktor‘s muß aber noch erwähnt werden, daß er trotz abklingender Erkältung am Vormittag noch ein Straßenrennen in Karlsruhe erfolgreich absolviert hatte, um dann umgehend am Nachmittag in Rudingshain am Start zu stehen. Bei diesem Tagesprogramm wäre ich wohl auch "nur" eine 19er Zeit gefahren ... aber man muß halt Prioritäten setzten und ehrlich gesagt "ich steh' auf so'n Scheiß" ... der Kenner kennt sicherlich das Zitat
Wie fast vorherzusehen war, ging bei den Sen II so richtig die Post ab: Armin und Dirk fuhren jeweils persönliche Bestzeiten, aber diesmal mit dem glücklicheren Ende für Dirk, der in überragenden 17:32,77 vor Armin in 17:47,54 grade mal Dritter wurde - ja genau Dritter und Vierter mit 17er Zeiten, denn da waren noch der alte und neue Hessenmeister Sascha Hausmann (16:48,53) und der eigentliche Favorit Cosmas Lang in 16:55,76. Um Hausmann gab es noch einige Diskussionen, da er sich wohl die letzten Kilometer bei Armin - zwar seitlich ein wenig versetzt - aber dennoch nicht regelkonform aufgehängt und somit vom Windschatten profitiert hatte. Das wurde auch so vom dahinter fahrenden Starter so bestätigt. Cosmas hat dann nach Aussprache mit Sascha von einem Protest abgesehen. Denke, Cosmas hat sich vielmehr selbst über aus seiner Sicht "schwachen" Vorstellung geärgert - der Bursche fährt hier sonst deutlich schneller und war oft genug Tagesschnellster. Diese Wertung ging diesmal an U23-Fahrer Robin Fischer (RSV Nassovia Limburg) in 16:21,18.
Das soll es nun für mich in Sachen Wettkampf gewesen sein und eine recht erfolgreiche Saison geht zu Ende. Natürlich freue ich mich meinen dritten Hessenmeistertitel im Bergzeitfahren eingefahren zu haben, zumal er diesmal recht deutlich ausgefallen ist - und nicht so knapp wie bei den beiden Vorherigen. Dennoch hätte ich gerne eine 17er Zeit gefahren, muß ich ehrlich gestehen. Das wäre sozusagen das Sahnehäuptchen gewesen. Dirk wird im nächsten Jahr von der neuen Regelung in der Altersklasseneinteilung profitieren und mit dem Erreichen des vierzigsten Lebensjahrs schon in meiner AK starten dürfen. Da werde ich mich wohl noch etwas steigern müssen, um ihn schlagen zu können. Na, wenn das für die kommende Saison nicht extra motiviert. Aber jetzt ist erstmal Pause bis Ende Oktober angesagt, um dann wie gewohnt ab Anfang November den regelmäßigen Trainingsbetrieb wieder aufzunehmen.


Brockenkönig 2015

Brockenkönig am 06. September in Schierke (Harz) - Landesmeisterschaften BzF LV Sachen-Anhalt

Die Entscheidung auch in diesem Jahr wieder beim Brockenkönig an den Start zu gehen, ist mir trotz der parallel stattfindenden DM Berg in der Südpfalz recht leicht gefallen. Ist doch die rund 8,4km lange Strecke mit Start in Schierke hinauf zum Brocken sehr anspruchsvoll und einem Bergzeitfahren würdig. Ich wäre allerdings auch gerne bei der DM gestartet, da ich ja in dieser Saison die Altersklasse gewechselt habe und mir daher eine gute Platzierung in den Top-10 hätte erkämpfen können. Aber der Kurs mit Start in Ramberg über die Paßhöhe "Drei Buchen", einer kurzen Abfahrt und anschließend hinauf zu Lolosruh sagte mir dann doch nicht so recht zu. Mitentscheidend war sicher auch das bevorstehende Wiedersehen mit Armin Fischer, Janine Wienke und Thomas Göllner ... und den legendären Windbeuteln zum Abschluß! Ich hatte uns allen jeweils ein Zimmer in der Pension Schmidt in Schierke reserviert, da wir alle am Vortag anreisten. Armin und ich hatten uns bereits zur Mittagszeit verabredet, um die Strecke unter Trainingsbedingungen abzufahren. Anschließend machten wir einen kurzen Ausflug zum in der Nähe gelegenen Kyffhäuser - ebenfalls ein idealer Kurs für ein Bergzeitfahren. Janine und Thomas sind an diesem Tag noch in Siedlinghausen gestartet, um dann von dort direkt nach Schierke zu fahren.
Waren die letzten Wochen noch sonnig und warm, konnte man das für das Wochenende im Harz getrost vergessen. Am Samstag gab es wenigstens noch einige trockene Abschnitte, der Renntag jedoch war total verregnet, mit rund 8°C bitter kalt und der Wind blies sehr stark aus nordwestlicher Richtung. Ich hatte aufgrund der Wettervorsage schon mit dem Schlimmsten gerechnet und mir vorsorglich meine Rolle zum warmfahren mitgenommen. Mit Regenschirm bewaffnet, halbwegs geschützt unter einem großen Baum hatte ich mich rund 30min locker eingerollt. Höhere Intensitäten konnte ich nicht absolvieren, da aufgrund der Nässe der Hinterradreifen deutlich Schlupf hatte. Janine, Thomas und Armin hatten sich gar nicht auf dem Rad aufwärmen können und sind praktisch direkt zum Start gerollt. Meine Startzeit war für 11:31 festgesetzt, Armin startete 3min hinter mir.
Aus meinen Datenaufzeichnungen von 2013 (das Jahr mit meiner Bestzeit von 20:41) hatte ich mir eine Marschroute für das Rennen zurechtgelegt, das es galt einzuhalten. Ich war gut vorbereitet und fühlte mich stark genug, trotz der widrigen Bedingungen, die alte Bestmarke zu erreichen. Bin natürlich mit meinem neuen Quantec SLC mit Kompaktkurbel und Stages Leistungsmesser gefahren. Hatte aber ganz vergessen meine Satteltasche mit Ersatzschlauch, Montagehebel und Mini-Werkzeug abzumachen - daher gab es auch keine Probleme mit dem Mindestgewicht von 6,8kg - ich Trottel :-)

Abb. oben: Habe aus meinen Datenaufzeichnungen über GoldenCheetah mal exemplarisch die Leistungsdaten, Herzfrequenz, Geschwindigkeit und Steigung grafisch dargestellt. Die hohen Wattwerte gleich unmittelbar nach dem Start, sind dem Umstand geschuldet, dass es vom Stand weg sogleich mit ca. 5% bergauf geht. Die kurzen Einbrüche bei der Geschwindigkeit markieren die Stellen, an denen ich irgendwie an den breiten Pferdefuhrwerken mit „lauffaulen“ Harz-Touristen auf der schmalen Brockenstraße vorbei mußte. Das hatte ich in der Vergangenheit auch noch nicht in dieser Form erlebt und war zum Teil schon recht abenteuerlich. BTW: Die durchschnittliche Leistung lag bei rund 310 Watt.

Die Zwischenzeiten an den ersten Referenzpunkten entlang der Strecke passten prima überein und über meinen Leistungsmesser schaute ich, nicht zu überziehen. Doch speziell am relativ flachen und schnellen Anfangskilometer hatten wir sehr starken Gegenwind, der im Nachhinein ein paar Körner mehr als kalkuliert gekostet hatte. Dies bewahrheitete sich dann am 4. und letzen Referenzpunkt (im Linksknick, kurz vor dem kleinen Bergabstück), denn dort fehlten mir bereits rund 15sec. In den bewaldeten Abschnitten hat man den Wind nicht so gespürt und ich bin meinen Rhythmus gefahren, doch nach den beiden Steilstücken war man aus dem geschützten Bereich herausgefahren und der Wind stürmte einem auf den letzten Kilometern hinauf zum Ziel direkt entgegen (Stärke 6 Bft). Hier hatten wir am Vortag noch Rückenwind. All diese Umstände - und meine stetig immer schwerer werdenden Beine - führten dann dazu, daß ich auf den letzten Kilometern meinen geplanten Speed nicht mehr halten konnte. In 21:49,10 hatte ich dann die Ziellinie überquert. Meine schlechteste Zeit überhaupt, aber Dank Altersklassenwertung mit meiner besten Platzierung: 1. Platz bei den Sen III. Armin hatte zusätzlich noch mit technischen Problemen zu kämpfen und erreichte eine 21:52,04. Sicher sehr ernüchternd für ihn, da er am Vortag im Training bereits eine ganz niedrige 22er Zeit gefahren war. Für Armin bedeutete dies aber noch einen versöhnlichen 2. Platz bei den Senioren II. Janine und Thomas gewannen ebenfalls ihre Altersklassen bei den Startern ohne Lizenz. Thomas benötigte 20:20,04 (3. beste Tageszeit überhaupt! Respekt) und Janine 26:57,61. Alle waren am Ende froh der Nässe & Kälte entflohen zu sein und wir trafen uns nach einer heißen Dusche zum Abschluß des Tages schon fast traditionell in der warmen Gaststube des Café Winkler zum Windbeutel essen.
Es ist schon echt irre:
• in 2015: Schlechteste Zeit ⇒ beste Platzierung und
• in 2013: Beste Zeit ⇒ schlechteste Platzierung
Ist dies schon eine Form von Anachronismus? Keine Bange, wir wollen jetzt nicht philosophisch werden. Aber selbst bei den Senioren II wäre ich in diesem Jahr noch zweiter geworden ... wäre ebenfalls mein bestes Resultat gewesen. Denke es ist im Endeffekt ganz simpel, ohne den starken Gegenwind am Start und besonders im Zielbereich, hätte ich durchaus meine Bestzeit erreichen können, da bin ich mir (fast) sicher. Naja, ist ja auch egal. Für mich stehen jetzt nur noch die Hessenmeisterschaften Bergzeitfahren in Schotten an, wo ich gerne meinen dritten Meistertitel feiern möchte. Meine Chancen stehen jedenfalls nicht allzu schlecht, aber Viktor Slavik und Thomas Hädrich haben sicher ähnliche Pläne. Wir werden sehen.
Bild rechts: Janine & Thomas und der heimliche Star der Region - Windbeutel XXL.


EZF HES Stadtallendorf 2015

Hessische Meisterschaften Einzelzeitfahren in Stadtallendorf am 18. Juli

Ungewöhnlich früh im Jahr starteten in diesem Jahr die Hessenmeisterschaften im Einzelzeitfahren in Stadtallendorf. Wir - der RSV Marburg - waren wieder ausrichtender Verein. Organisation und Abwicklung sind schon Routine geworden. Meine letzte Teilnahme an den Meisterschaften lag schon ein paar Jahre zurück. Dort war ich mit meinem umgebauten Straßenrad nahezu chancenlos auf eine vordere Platzierung, obgleich ich dafür eigentlich ausreichend Talent mitbringen dürfte - beim Bergzeitfahren klappt es ja auch ganz gut. Die typische Sitzposition auf der Zeitfahrmaschine, relativ nah über dem Tretlager sorgt bei mir nach längeren Einheiten immer wieder zu Knieproblemen. Also warum noch ein Fahrrad kaufen, was sowieso die meiste Zeit einfach nur rumsteht und Platz wegnimmt? Aber der Gedanke, was mit gutem Material so drin sein könnte reizte mich doch sehr. Da kam mir das überaus freundliche Angebot von Armin ganz recht, mir sein altes Bike samt Scheibe zu überlassen. Netterweise gab es auch gleich einen Zeitfahrhelm mit dazu - Danke Armin! Damit hätte ich nun endlich mal die Möglichkeit, mit zumindest vergleichbarem Material an den Start zu gehen. Durch den Wechsel der Altersklasse sollten meine Chancen auf eine vordere Platzierung steigen. Den schnelleren Fischer's, Keßler's und Lang's konnte ich somit aus dem Weg gehen. Lediglich Viktor Slavik vom RV Kassel (mein Jahrgang) und der amtierende Hessenmeister Detlef Buxbaum (RSV Idstein) hatte ich auf der Rechnung. Viktor als mehrmaliger EZF Sieger war sicher der haushohe Favorit, aber man kann sich ja nie ganz so sicher sein, wer sonst noch so am Start steht.
Es hat mich ein wenig Zeit gekostet Armin's Zeitfahrmaschine (ein KESTREL mit Carbon-Rahmen und CITEC-Scheibe mit DA 9-fach Schaltung) auf mich einzustellen. Habe den Sattel deutlich tiefer und weiter nach hinten stellen müssen. Der Vorbau mußte dem angepaßt werden und wurde ebenfalls deutlich nach hinten verschoben. Bin ja ein wenig kleiner als Armin. Ungewohnt waren die langen 175er Kurbeln und das 56er Kettenblatt. Viel Zeit blieb nicht mich an die ungewohnte Sitzposition zu gewöhnen und arg lange konnte ich auch nicht trainieren, die Knie eben. Das Wochenende vor dem Rennen haben wir uns getroffen, die Strecke unter Rennbedingungen abzufahren. Danach habe ich mir eine Zeit so um die 28min ausgerechnet. Wenn es ganz optimal verlaufen sollte, vielleicht auch ganz knapp darunter.
Am Renntag selbst war es wechselnd bewölkt, schwül heiß bei rund 30°C und stark böiger Wind aus süd-westlicher Richtung. Vielleicht nicht ganz optimal für ein schnelles Zeitfahren, aber wenigstens blieb es trocken. Ich hatte meinen Start um 12:11. Kurz zuvor kam noch der Pressevertreter vom Lokalblatt zu mir und wollte ein Interview machen. Das ging natürlich überhaupt nicht, da ich ja die Exklusivrechte ganz gewinnbringend an die Sport-BILD verkauft hatte, hahaha. Spaß beiseite, viel Zeit blieb dafür nicht, denn ich mußte ja zum Vorstart zur technischen Abnahme - die warten nicht extra auf mich.
Ich fand ganz gut in den Wettkampf, den starken Wind hatte ich gar nicht als so störend empfunden, war aber mehr oder weniger deutlich zu spüren. Die ersten 5km bis zur ersten Wende hatte ich vielleicht nicht ganz optimal gefahren und ggf. ein wenig Zeit liegen gelassen. Zur Halbzeit lag ich noch klar auf dem 3. Platz. Hier waren Viktor bereits 30sec und Detlef rund 15sec schneller. Ich hatte bis dahin beruhigende 30sec Vorsprung auf den 4.Platzierten Michael Bauer vom RSV Rüsselsheim. Die letzten 10km wollte ich mich noch steigern - soweit mein Plan, doch hatte ich letztendlich mit ein paar Sekunden Abweichung beide Rennhälften nahezu zeitgleich absolviert, während Detlef langsamer wurde. Viktor war aber nochmal 12 sec schneller als ich und wir drei kamen dann auf folgende Zeiten: Viktor Slavik in 27:25,60 min, dann ich mit 28:07,64 und Detlef Buxbaum in 28:09,07. Bei dem sehr stark besetzten Feld der Senioren II hätte ich aber auch diesmal nichts gerissen. Armin (2. Platz: 27:07:25 min) und Dirk (3. Platz: 27:07,82 min) waren rund eine Minute(!) schneller und Cosmas Lang gewann diesmal deutlich in 26:37,75min.
Die Zeitfahrstrecke liegt süd-östlich von Stadtallendorf auf dem Bundeswehrgelände. Start ist an der Hessenkaserne auf der Panzerstraße in Richtung Neustadt. Es gilt auf einem 5km langen, flachwelligen Teilstück insgesamt 20km zu absolvieren. Für die Zeitnahme war wieder direkt der HRV zuständig, die immer mit Lichtschranke messen. Die grüne Line im Datalog ist die Geschwindigkeit, leider sehr ungenau, da die GPS Signale nicht gut waren. Deutlich zu sehen an den starken Abweichungen im Streckenverlauf. Die dunkelrote Line zeigt die Herzfrequenz. Bin recht gleichmäßig mit zum Ende hin tendenziell ansteigender Herzfrequenz / Belastung unterwegs gewesen.

Am Ende war ich wirklich sehr zufrieden mit dem 2.Platz. Das war das Optimum, was ich erreichen konnte, mußte man sich ganz nüchtern eingestehen. Denke es fehlt einfach noch die Erfahrung und das Gefühl, an die Leistungsgrenze zu gehen ohne zu überziehen. War schließlich mein erstes Zeitfahren dieser Art nach 4 Jahren Abstinenz. Man kann auch keine Parallelen zu einem Bergzeitfahren ziehen - ist etwas völlig anderes. Ein Powermeter wäre hier sicher eine gute Wahl zur optimalen Dosierung der eigenen Leistung. Hatte unterwegs auch nur meine Pulswerte als Orientierung zu Verfügung, die Geschwindigkeitsanzeige kam über GPS und war nicht besonders zuverlässig, die Werte sprangen relativ häufig. Außerdem hätte ich ruhig noch etwas höher sitzen können. Da gibt es noch einiges an Optimierungspotenzial für die eine oder andere Sekunde Zeitgewinn. Dennoch konnte ich meine Bestzeit um knapp 50sec verbessern - wohl primär nur durch die Wahl des Marterial's.


BzF Hochsauerland 2015

2. Bergzeitfahren der HochsauerlandChallenge 27. Juni in Winterberg

Und noch eine Radsportveranstaltung im Sauerland. In dieser Region wird in der Tat sehr viel für den Radsport gemacht. Die HochsauerlandChallenge bietet am Samstag ein 7,6km langes Bergzeitfahren von Westfeld hinauf zum Kahlen Asten bei Winterberg mit ca. 335 Höhenmetern. Am Sonntag folgt dann ein Straßenrennen, auf einem 52km langen, anspruchsvollen Rundkurs mit Start und Ziel auf dem Marktplatz in Winterberg. Die Startpreise sind recht happig, aber die Veranstaltungen sind professionell organisiert vom Ex-Profi Olaf Ludwig und finden auf gesperrten Straßen statt. Ich hatte zusammen mit Janine, Thomas und René an Fronleichnam beide Strecken abgefahren, um mir ein Bild zu machen. Das Bergzeitfahren hat mir besonders gut gefallen. Klasse Strecke, guter Belag, recht lang und relativ konstant mit rund 7% ansteigend. Das sollte mir gut liegen. Eigentlich wollte ich auch am Straßenrennen teilnehmen, dann wäre ich aber das komplette Wochenende nicht zu Hause gewesen. Da ich aber Wochenendpendler bin, hätte ich meine Familie daher für 2 Wochen kaum gesehen - das wollte ich dann aber auch nicht um jeden Preis opfern.
Also sollte es nur das Bergzeitfahren sein, welches erst Samstagabend um 18:30 gestartet wurde. Meine Startzeit lag bei 18:45. In 30sec Abständen hat man die rund 70 Starter/innen auf die Strecke gelassen. Hatte mich noch vorher mit Armin Fischer verabredet. Er kam noch bei mir zu Hause vorbei und hat mir freundlicherweise sein "altes" Zeitfahrrad für die Hessenmeisterschaft im Einzelzeitfahren in Stadtallendorf Mitte Juli vorbei gebracht. Wir sind dann gemeinsam nach Winterberg aufgebrochen. Armin wollte nochmal die Strecke abfahren. Ich kannte ja schon alles vom Feiertagsausflug Anfang Juni. Bei der Anmeldung sah ich, daß sich Dirk Keßler mit Freundin Anja Schneidenbach und auch Christian Schmidt angemeldet hatten. Christian traf ich ja schon bei den Bezirksmeisterschaften an der Schmelzmühle, aber Anja & Dirk das letzte mal in Schotten vor ca. 9 Monaten (da kann in einem Menschenleben bekannterweise viel passieren :-). In Anja hat Janine sicherlich wieder eine starke Gegenerin.
Ich hatte mich wieder ganz gut vorbereiten können, denn der Taunus bietet ideale Trainingsbedingungen, die ich bekannter Maßen regelmäßig nutze und das Wetter hat in den letzten Wochen auch prima mitgespielt. Nach dem Rennen auf der Bobbahn hatte ich mir durch die widrigen Wetterbedingungen etwas an den Bronchien eingefangen. Anfangs hatte ich richtige Schmerzen im Brustkorb bei starken Belastungen. Das hat sich aber über die Wochen gebessert und war zum Wettkamptag Gott-sei-Dank auch wieder verschwunden. Die Wetterprognosen waren am Renntag nicht besonders gut und bis Mittags hatte es auch immer wieder mal kurz geschauert. Doch zum Start waren die Straßen wieder trocken, es war sonnig und ein starker Wind blies kräftig von hinten. Das sollte doch gute Zeiten versprechen! Natürlich bin ich mit meinem neuen Quantec Carbon gestartet, mit der Kompakt-Kurbel und dem Stages Leistungsmesser die ideale Ausstattung. Leider hat sich mein Stages ein paar Tage vor dem Start verabschiedet. Hatte mir das Teil ja extra besorgt, um auch im Rennen nach Watt-Werten fahren zu können. Leider empfängt mein Garmin keine Signale mehr vom Stages, obgleich die Batterie voll ist. Der Powermeter kalibriert mit ungewöhnlich hohen Werten und kurz bevor er seinen Dienst quittierte, wurden sehr hohe Watt-Werte angezeigt. Mal schauen, die Leute von Stages sollen ja sehr kulant sein. Müssen sie auch, denn das Gerät ist erst 2 Monate alt und ich ein wenig verärgert und enttäuscht. Vielleicht hätte ich doch besser auf Dirk Keßler hören sollen und mir eher die Garmin-Vector Pedale holen sollen. Aber nur 12g Mehrgewicht und eine unauffällige Optik hatten mich neben dem rel. günstigen Preis überzeugt. Aber egal, bin die letzten 15 Jahre ohne den Schnickschnack ausgekommen, das paßt schon - auf meine Erfahrung und Körpergefühl kann ich mich jedenfalls immer noch verlassen.
Direkt am Start selbst habe ich mich etwas verwundert, als mich die Leute 30sec vor meiner eigentlichen Startzeit auf die Strecke geschickt hatten. Ich habe mich zwar beschwert, aber die sagten mir, daß alles richtig sei. Mir ging das über die gesamte Distanz nicht aus dem Kopf, wie ich jetzt 30sec gutmachen oder lieber doch im Ziel Protest einlegen sollte. Ich bin vom Rückenwind beflügelt ziemlich flott angegangen und als es dann in die Steigung ging konnte ich mit mindestens 50/21 alles recht flüssig mit Tacho immer über 20km/h durchfahren. Denke der Schlüssel liegt hier einen guten Rhythmus zu finden, der zu einem schnell ist aber auch noch ein paar Reserven für den letzten Kilometer läßt. Bis auf die letzten 500m bin ich alles im Sitzen gefahren. Denke, das war schon nahe am Optimum wie man sich die Strecke einteilen konnte. Die vielen Streckenposten hatten mich ehrlich gesagt ein wenig verunsichert und habe mich nicht so recht getraut, die Kurven zu schneiden, um auf der Ideallinie zu fahren. Wußte nicht so recht, ob das trotz Streckensperrung erlaubt war und wollte auch keine Disqualifikation riskieren. Hier habe ich sicher ein paar Sekunden verschenkt, aber egal weiß ja nicht, wie meine Mitstreiter mit der Situation umgegangen sind. Alle diejenigen die ich überholen habe können - und das waren eine Menge - sind jedenfalls alle deutlich rechts gefahren. Mit meinen 17:25 war ich letztendlich wirklich mehr als zufrieden (im Training bin ich eine 19:08 bei ca. 310Watt im Schnitt gefahren). Ich hatte eigentlich mit einer niedrigen 18er Zeit spekuliert, was auch realistisch gewesen wäre - den Rest hat sicherlich der günstige Wind ausgemacht. Und in der Tat stimmte am Ende die Zeit mit meinen Datenaufzeichnungen um ein paar Sekunden Abweichung überein. Meine Zweifel über den früheren Start waren also unbegründet, habe ich erleichternd feststellen können.
Streckenverlauf mit Start am Ortsausgang von Westfeld und Ziel am "Astenturm" des Kahlen Asten (841m NN), dem wohl bekanntsten Berg im Sauerland.Das Höhenprofil, inkl. Geschwindigkeit (grün) und Herzfrequenz (rot) stammt von den Datenaufzeichnungen meines Garmin's. Für die ca.7.6km und 335 HM habe ich 17:25 min benötigt.

Im Allgemeinen hat sich unsere kleine Trainingsgruppe wacker geschlagen: Armin war nur 2sec schneller als ich (17:23), Thomas hatte in 16:47 den zweiten Platz in der Tageswertung erreichen können und Janine hatte zwar die schnellste Zeit bei den Damen fahren können (in 21:22), wurde aber wegen einigen Konfusionen mit ihrer Startnummer bei der Siegerehrung nicht berücksichtigt. Platz 2 erreichte Anja Schneidenbach in 21:45. Dirk Keßler und Christian Schmidt waren in 18:06 zeitgleich. Wie gesagt war ich mit meinem Ergebnis mehr als zufrieden. Hatte meinen Rückstand zu Armin auf rund 30sec geschätzt, aber dass es nun so knapp ist, freut mich umso mehr.
Dennoch ist mein Fazit zur Veranstaltung zwiespältig. Auf der positiven Seite kann ich ganz klar die Streckencharakteristik selbst verbuchen, die voll abgesperrte Strecke und Zeitnahme. Das bei der Siegerehrung nur die 3 tagesschnellsten Männer und Frauen geehrt wurden ist ein wenig ungewöhnlich, geht aber schon in Ordnung. Aber in der Ergebnisliste hätte man einfach die AK angeben können und jeder hätte sich ein Bild machen können, um seine eigene Leistung besser einordnen zu können. In der Ausschreibung hatte man ja eine Altersklassenwertung nach den üblichen Abstufungen angekündigt. Mit etwas Recherche habe ich wohl zeitgleich mit dem niederländischen Masters +50 Meister Jos Wolfkamp (Jg.'63) den 2.Platz belegt (man glaubt es kaum, der hat einen eigenen Wikipedia/NL Eintrag). Meine AK hat deutlich Michael Pfeil (RV Blitz Spich) in 17:04 gewonnen. Der Bursche mit Jg.'59 war schon Doppel-Weltmeister im Zeitfahren (World Masters Cycling Federation & UCI). Bei den Senioren II dürfte Armin gewonnen haben. Aber wie gesagt, alles unter Vorbehalt.


Bobbahn 2015

5. Bergsprint am 30. Mai auf der Bobbahn bei Winterberg

Ungewöhnlich früh sollte in diesem Jahr die bekannte Bobbahn in Winterberg mit dem Rad erklommen werden. Ende Mai ist wirklich sehr zeitig bedenkt man, daß sonst im Juli gestartet wurde. Aufgrund der Höhenlage im Sauerland kann es im Mai noch recht frisch sein, was sich auch am Renntag bewahrheitete. Hatte schon Tage zuvor die Wetterprognosen beobachtet und die Vorhersagen waren nicht sonderlich gut. Und sie sollten recht bekommen: Unbeständig mit (Graupel-)Schauern, unter 10°C und stark windig. Also Rolle einpacken und am Bobhaus ein trockenes, geschütztes Fleckchen suchen, um sich dort warm zu fahren war meine Devise. Die Veranstalter vom SC Siedlinghausen hatten sich zum 5. Bobbahnsprint mal etwas anderes einfallen lassen, um noch mehr Starter gewinnen zu können. Vorab sollte es einen Berglauf durch die Betonröhre geben, mit Start in der Ortsmitte von Winterberg. Leider hatten sich dann doch nicht die Masse an Läufer angemeldet, so daß die Strecke stark verkürzt wurde. Sowohl Radfahrer als auch die Läufer hatten nur die ca. 1.3km lange und bis zu 15% steile Bobbahn zu absolvieren. Es gab sowohl eine Einzel-, als auch eine Kombiwertung aus Rad- & Laufzeit. Ich hatte mich nur für die Radsportveranstaltung angemeldet. Aufgrund der Laufveranstaltung im Vorfeld des Radrennens, mußte aus organisatorischen Gründen der sonst obligatorische Leistungstest auf den Wattbikes entfallen. Die Abstände der Einzelstarts wurden von 2 auf 3min erhöht, um nicht auf den Vordermann aufzufahren. Ein Überholen war auch dieses mal strikt verboten.
Pünktlich um 12:00 ging es mit dem Radrennen los. Ich war bereits so gegen 10:00 vor Ort, um mir einen Platz direkt am Bobhaus zu sichern, was auch prima hingehauen hat. Meine Startzeit war um 13:21. Vor mir startete direkt Ingo Koßmann vom Team cycle-basar.de aus Köln und hinter mir als letzter in der Startaufstellung der Schnellste aus dem Vorjahr Thomas Göllner vom Team Medienfabrik Gütersloh. Generell hatte ich den Eindruck, daß die Teilnehmerzahl nicht sonderlich hoch war - vielleicht dem Wetter geschuldet. Bei den Bezirksmeisterschaften vor einer Woche an der Schmelzmühle war ich schon gut drauf und ich fühlte mich auch in guter Verfassung für so einen kurzen Bergsprint. Aufgrund meiner Erfahrung mit dem Profil der Bobbahn habe ich mich entschieden, nicht mit meinem neuen Carbon-Renner mit Kompaktkurbel zu fahren. Mit den sehr steilen Rampen und den flachen Passagen in den Kreiseln wäre ich wohl ständig gezwungen gewesen zwischen dem 50er und 34er Kettenblatt hin und her zu schalten, denn in den Kreiseln beschleunige ich mein QUANTEC wenn alles planmäßig läuft auf über 30km/h. Mit einem Entfaltungsrechner läßt sich schnell verifizieren, daß man bei einer Übersetzung von 34/11 über 80 U/min kurbeln muß, um auf über 30km/h zu kommen. Klingt jetzt erstmal nicht wild, aber speziell bei extrem hohen Laktatwerten in den Beinen bekommt man die Kurbel i.d.R. nicht mehr schnell genug getreten, zumindest ist das bei mir so. Meine Datenaufzeichnungen belegten so rund 70 U/min im Schnitt über die gesamte Distanz, davon rund 60 U/min in den Steilstücken. Davon abgesehen sollte solch extremer Schräglauf der Kette sowieso vermieden werden, immerhin ist ordentlich Zug drauf. Ich entschloss mich daher, mit meinem schwarzen Alu-Bike mit Campa Standard Kurbel (53/39) zu fahren. Das Bike ist zwar etwas schwerer, aber wie gesagt sah ich den Vorteil im 39er Kettenblatt, welches ich durchgehend fahren konnte ohne den vorderen Umwerfer betätigen zu müssen. Letztendlich hat sich dies ja auch die letzten viermal bewährt. Ich möchte jetzt aber wirklich das Thema Kurbel(-Übersetzung) nicht thematisieren. Ja, es ist sicher ein wichtiger Aspekt, jedoch ein sehr individueller und vielleicht denke ich nächstes Jahr ganz anders darüber.
Gegen Mittag hörten die Schauer auf und die Sonne kam raus - aber kalt und windig blieb es trotzdem. Die relativ glatte Betonröhre trocknete schnell wieder ab, was dem Grip der schmalen Reifen in den steilen Passagen zugute kam. Um diese Sorge weniger stand ich nun am Start und obwohl ich immer davor warne nicht zu schnell anzugehen, bin ich recht forsch gestartet – man hat ja auf so einer kurzen Strecke nichts zu verschenken und es ist selbst mit viel Erfahrung nicht einfach die Balance zu finden. Ich selbst hatte es erst gar nicht so wahrgenommen, doch als ich im ersten Kreisel mein Rad nur schleppend beschleunigen konnte, merkte ich, daß ich etwas übertrieben hatte. Die Muskulatur zu sehr übersäuert, fiel es mir schwer den nötigen Schwung für das kommende Steilstück aufzubauen. Doch ich biss mich durch und bin für meine Verhältnisse viel im Wiegetritt gefahren. Mir war klar, daß damit eine Spitzenzeit nicht mehr drin sein sollte, also galt es das Beste daraus zu machen. Mit 03:51,7 habe ich dabei noch eine ganz passable Zeit erreichen können, allerdings rund 8sec langsamer als meine persönliche Bestzeit aus dem Vorjahr. Thomas fuhr direkt hinter mir in 03:28,2 erneut die Tagesbestzeit, verfehlte aber auch knapp seine persönliche Bestleistung um genau 2sec. Ich darf erinnern: Letztes Jahr hat Thomas persönliche Bestzeit gefahren und ich betone nochmals, mit einem direkt vor dem Start konsumierten, leicht über dem Mindesthaltbarkeitsdatum liegenden Powerbar Gel ... von mir. Man(n), was mußte ich mir die nächsten Monate so alles an Spott & Häme gefallen lassen. Aber so schlecht kann es im Nachhinein wohl doch nicht gewesen sein :-) Ingo kam überhaupt nicht zurecht und erreichte das Ziel in 04:29,0. Schwer zu sagen, woran es gelegen hat. Er konnte nicht einmal vorher die Bobbahn abfahren, so daß jegliche Streckenkenntnis fehlte. Dennoch hat es für Ingo zum 2. Platz bei den Sen III gereicht. Doch die größte Steigerung konnte Janine Wienke für sich verbuchen: Um ganze 48sec (!) konnte sie sich bei ihrer zweiten Teilnahme verbessern und benötigte 05:02,6 welches zugleich die Tagesbestzeit bei den Frauen bedeutete. Am Ende war ich Dritter in der Tageswertung, denn knapp hinter Thomas kam noch Marc Leyse (Sen I) vom Team followmestore.de in 03:32,4 ins Ziel.

Bild li: Direkt nach dem Zieleinlauf aufgenommen von links Thomas Göllner, Marc Leyse, ich & Ingo Koßmann. Der Sonnenschein trügt ein wenig - es war bitter kalt und stark windig!
Grafik re: Habe mir mal die Mühe gemacht und die Entwicklung der Endzeiten von Thomas Göllner, Armin Fischer, Dirk Sycha (aka Gröpler) und meiner Wenigkeit über die Jahre in einer Grafik zu visualisieren, um ggf. Trends abzulesen. Thomas und ich dürften die einzigen Starter sein, die bisher an jedem Bobbahnsprint haben teilnehmen können. Wir beide haben uns kontinuierlich über die Jahre steigern können, bis eben zu diesem Jahr. Bei Armin läßt sich aufgrund der drei Starts kein wirklicher Trend ablesen, während Dirk sich jedesmal verbesserte.


BzF Schmelz 2015

Bezirksmeisterschaften Bergzeitfahren am 23. Mai an der Schmelzmühle bei Gi-Lollar

Ich möchte mal so beginnen: Erstes Rennen in der noch jungen Saison, erstmalig bei den Senioren III startend und on Top mit neuem Material ausgerüstet - mit so vielen Premieren versehen konnte doch gar nichts mehr schiefgehen. Und in der Tat lief alles nach Plan. Leider war das Starterfeld stark dezimiert und es fanden nur rund 33 Lizenzfahrer über alle Altersklassen den Weg nach Lollar-Salzbödetal zur Schmelzmühle. Speziell Zeitfahrspezialist Dirk Keßler hatte ich vermißt, der aber im Radladen in Hanau (Velozeit ) unabkömmlich war, wie mir einige seiner Vereinskollegen versicherten. Verständlich, schließlich ist jetzt Hauptsaison und all die verschiedenen Bikes müssen unter das Volk gebracht werden. Meine Startzeit lag bei 09:51, ganz am Ende der nur vier gemeldeten Sen III Teilnehmer. Natürlich ist ein Bergzeitfahren nicht Jedermanns Sache und der Streckenbelag wird von Jahr zu Jahr auch immer schlechter, aber alles keine Argumente warum nur so wenige starten wollten. Zumal das Wetter mit bedecktem Himmel und ganz wenig Wind, aber trocken und mit ca. 15°C auch nicht sonderlich kalt, uns in die Karten gespielt hatte. Mein persönliches Ziel war es ungeachtet der Elite A-/B-Fahrer, zumindest die schnellste Zeit über alle Seniorenklassen hinzulegen. Traditionell sind bei den Sen II immer die meisten Starter gemeldet, aber auch hier waren nur 3 Mann gekommen. In dieser AK konnte mir besonders Christian Schmidt von der RSG Gießen-Wieseck gefährlich werden. Bei den Sen I hatte gar nur einer die verwinkelte Anfahrt zur Schmelzmühle gefunden.
In diesem Jahr bin ich das erste mal mit einer Kompaktkurbel unterwegs. Nach einigen Inspektionsfahrten auf der Strecke, habe ich mich entschlossen alles auf dem „großen“ Blatt zu fahren - naja, wenn man ein 50er Kettenblatt als groß bezeichnen möchte. All die Jahre zuvor habe ich speziell die steilen Passagen im unteren Drittel der Strecke auf dem kleinen Kettenblatt einer Standardkurbel absolviert, also ein 39er. Aber im Training hat sich abgezeichnet, daß ich die bis zu 11% steilen Rampen gut mit 50/21 fahren konnte. Mit meinem neuen Rad und der DuraAce-Gruppe mit integrierten Stages Leitungsmesser, habe ich nun erstmals auch Aufzeichnungen über meine Tretleistung im Renntempo. Da ich die Strecke so ziemlich im Schlaf kenne, habe ich mich zugegebener Weise aber mehr an den Zwischenzeiten orientiert, als ständig auf die Watt-Anzeige zu schauen. Direkt vor mir startete mit Arnold Köckerling von der RSG Buchenau zwar kein ausgewiesener Bergfahrer, aber mit einem Landestitel im Einzelzeitfahren und Bezirksmeistertitel im Bergzeitfahren versehen, ein durchaus schneller Mann. Wie mir Arnold bei der Anmeldung versicherte, hat er aber seine Trainingsumfänge in diesem Jahr berufsbedingt stark einschränken müssen. Und in der Tat, begünstigt durch die steilen Abschnitte im ersten Drittel hatte ich die Minute Zeitabstand bereits zur Rennmitte zugefahren und konnte ihn am Ende sogar noch etwas distanzieren. Im oberen Drittel hatte ich einen kleinen Durchhänger, obgleich ich mich eigentlich recht gut fühlte. Wie war das noch mit den alten Pferden? Achja, die springen ja auch nur so hoch wie sie müssen :-) Aber da war doch noch was mit meinem persönlichen Ziel?! Dies vor Augen, konnte ich mich schnell wieder etwas berappeln und motivieren. Ganz kurz vor dem Ziel lies wohl die Konzentration abermals etwas nach, denn anstatt hochzuschalten um in den (Ziel-)Sprit überzugehen, habe ich runter geschaltet - jaja ich weiß, nach über 15 Jahren Campa bin ich ein wenig durcheinander gekommen und instinktiv den Daumenschalter gesucht, um dann etwas orientierungslos am Shimano STI den falschen Hebel zu drücken. Mußte dadurch leider ein paar Tritte auslassen und hat daher sicher etwas an Zeit gekostet (s.u. Grafik), aber was soll's, mit 09:23,87 habe ich einer meiner besten Zeiten überhaupt hingelegt. Ich war rundum zufrieden mit mir, obgleich ggf. eine Zeit knapp unter 09:20 drin gewesen wäre. Im Schnitt waren es rund 375W und ja, mein persönliches Ziel mit der schnellsten Zeit bei den Senioren ist auch geglückt. Christian hatte es auf eine 09:31,40 gebracht und damit die Sen II Wertung gewonnen. Tagesschnellster war fast erwartungsgemäß Elite-Fahrer Christopher Platt vom MTB Profi Team Kreidler für den AMC Rodheim Bieber startend in hervorragenden 08:43,18 (da fehlten nur rund 5sec zum Streckenrekord aus 2009 gehalten von Moritz Schütz) vor Alister Clay (RV Gießen Kleinlinden) in 08:55,02 & Gerrit Henrich (09:06,99) von der RSG Gießen Wieseck. Damit hatte ich die viertbeste Tageszeit gefahren (Ergebnisse ).
Datalog und Höhenprofil mit Start an der Schmelzmühle durch den Krofdorfer Wald hinauf bis zum Ziel am Waldhaus. Streckenlänge ca. 4,4km bei moderaten 153 Höhenmetern. Erstmalig bin ich ein Rennen mit Powermeter gefahren (gelbe Linie). Habe in den 09:23, die ich benötigt hatte durchschnittlich 375 Watt getreten, bei einem Schnitt von ca. 28km/h. Gut zu erkennen mein kleiner "Durchhänger" bei km 3.6 und am Ende im Zielsprint, als ich ein paar Tritte habe herausnehmen müssen.

Nach dem gelungenen Einstand werde ich mein Training etwas umstellen, denn bereits am kommenden Wochenende steht der Bobbahnsprint in Winterberg an. Das ist schon sehr speziell und stellt ganz andere physische Anforderungen. Ich denke ich werde dort erstmals nach ca. 3 Jahren wieder auf den Köllner Kollegen Ingo Koßmann treffen, jedenfalls hoffe ich das - obwohl er auch in meiner AK startend, mir sicher das Leben mehr als schwer machen wird. Da ist man altersbedingt für ein paar Jahre die Fischer's, Keßler's & Lang's los geworden und hat sich auf paar einfachere Jahre gefreut ... und dann das :-) Nach dem Trainingslager im März ist es natürlich auch wieder schön die Göllner's, Armin und ggf. auch René wieder zu sehen. Wenn das nicht mal extra motiviert!


Trainingslager 2015

Mallorca vom 07.03 bis 21.03.2015

Ich kann gar nicht beschreiben, wie sehr ich mich auf das 14-tägige Trainingslager gefreut habe! Zusammen mit meinen Kumpels Armin Fischer, Thomas Göllner & René Klinger haben wir uns wieder für Mallorca und das Viva Blue an der Platja de Muro bei Alcúdia entschieden. Wir hatten bereits im November über Balear-Reisen gebucht - der frühe Vogel fängt bekanntlich den Wurm, wie es so schön heißt. Thomas' bessere Hälfte Janine war dieses mal auch dabei, doch konnte sie leider nur die erste Woche bleiben. Vom RSV-Marburg stießen später noch Larry Kleser und Volker Guth dazu. Larry, gerade noch rechtzeitig nach heftiger Krankheit genesen und Volker, noch ohne Vorbereitung, verfolgten andere Ziele und wollten die Zeit nutzen, um sich locker in die Saison einzurollen.
Die Bilderserie ist aus dem Vorjahr und zeigt die Hotelanlage des Viva Blue an der Platja de Muro aus der Vogelperspektive. In diesem Jahr hatten Armin und ich ein Zimmer mit Blickrichtung auf das Naturschutzgebiet s'Albufera (linkes Foto, oberer Bildrand)

Wie auch in den Vorjahren hatte ich mich mit rund 3.600km in den Beinen recht ordentlich vorbereitet. Gut die Hälfte der Kilometer habe ich auf der Rolle verbracht, da an den Wochenenden zumeist schlechtes Wetter war - aber egal, das sollte ja nun schnell der Vergangenheit angehören. Das Hotelzimmer habe ich mir wie auch im Vorjahr mit Armin geteilt. Aufgrund von vielen Gemeinsamkeiten, gegenseitiger Rücksichtnahme & Kompromissbereitschaft funktioniert das ausgesprochen gut.
Für die erste Woche war auch wieder sonniges und warmes Wetter vorausgesagt. Armin und ich hatten uns die Ankunft- & Abreise Zeiten absichtlich so legen lassen, daß wir diese Tage auch als Trainingstage nutzen konnten. Thomas, Janine & René sind bereits am Vortag aus Paderborn angereist. Wir sind mit Air Berlin aus Frankfurt um ca. 07:00 in Palma gelandet. Leider ist beim Verladen meines Radkoffers der Haltegriff abgerissen und verloren gegangen, nichts Gravierendes aber ich habe den Schaden anschließend reklamiert. Unser Flughafentransfer hat wieder prima funktioniert und wir waren relativ schnell im Hotel. Noch kurz auf das Zimmer gewartet, dann schnell die Räder zusammen gebaut und so gegen 12:00 ging es auch schon los: ca. 125km in 3:55 h bei durchschnittlich 160 Watt und ca. 1.000HM - recht sportlicher Einstand, locker einrollen geht anders, aber so ist das, wenn Armin die Pace macht :-) Zum Abendessen haben wir uns dann mit Janine & Thomas und René getroffen - wie gesagt, bei Unterkunft & Verpflegung gab es wieder nichts zu meckern. Wir mußten erstmalig nochmal 38€ für das obligatorische Radsportpacket zahlen, aber dafür gab es jeden Morgen belegte Brötchen & Bananen sowie Getränke frei. On Top bot das Hotel einen wirklich hervorragend ausgestatteten Radkeller, inkl. eines zentralen Luftkompressors zur Reifendruckkontrolle, das gab's bisher noch nirgendswo.
Am 2. Tag sind wir wie auch im Vorjahr alle gemeinsam zunächst in Richtung Artà zum Ermita de Betlem gestartet. Danach ging es Richtung Süden nach Porto Cristo, wo wir direkt am Hafen einen Café con Leche Stop eingelegt hatten. Über Felanitx an San Salvador vorbei (ohne hochzufahren) ging es dann über Petra, San Joan, Sineu und Sa Pobla zurück ins Hotel. In Summe ca. 160km, bei strammen 1.541HM in ca. 5:30’h. Janine hat sich mehr als wacker geschlagen und man sah ihren Trainingsfleiß über den Winter. Wir mußten nirgends groß warten und sie konnte alles mitfahren - Respekt! Am 3. Tag habe ich mir morgens kurz vor der Abfahrt das rechte Knie verdreht: Im Hotelzimmer in meinen Schlappen weggerutscht. Das sorgte für relativ starke Schmerzen bei der Ausfahrt, die den Randa im Programm hatte. Der erste größere Anstieg im Trainingsprogramm. Ich habe mich dann an den folgenden Tagen aus der "Speedgruppe" verabschiedet und bin mit Larry und Volker gefahren, die aus den genannten Gründen deutlich langsamer unterwegs waren - die ideale Gruppe für mich, um mein angeschlagenes Knie nicht zu überlasten. Wir drei hatten in den folgenden Tagen viel Spaß und sind bei prima Wetter so zwischen 100 und 130km Touren bei eher geringer Intensität gefahren.
Foto rechts: Janine & ich in Porto Cristo, kurzer Check am Radcomputer, dann Café con Leche am Hafen.
Nach einem Ruhetag am Sa., den 14. bin ich dann wieder mit Thomas, Armin und René gefahren. Ein wenig hat es noch etwas gezwickt im Knie, doch ging es von Tag zu Tag besser und wir haben fleißig Höhenmeter gesammelt. Da war zum einen eine kurze Tour zum Cap Formentor. Die Strecke ist komplett neu geteert und es rollt endlich ganz wunderbar die 40km hin & zurück, wenn da nicht die rund 1.000HM wären. Und dann ging es natürlich wieder nach S'Arenal zur Strandpromenade zum "Aladin". Eigentlich eine Dönerbude, aber in der Nebensaison gibt es dort den besten Kuchen auf der Insel. Unvergessen bleibt mir auch die Ausfahrt nach Cala Figuera, ganz im Süden der Insel. Zunächst ging es hinauf zum Kloster San Salvador: Die 4.8km habe ich in 15:45min bei durchschnittlich 311Watt absolviert. Bin ein wenig zu optimistisch angegangen, mein Kopf hat noch nicht ganz akzeptiert, daß die Zeiten wo ich 400Watt über eine längere Zeit treten konnte endgültig vorbei sind. In Felanitx haben wir dann nochmal die Trinkflaschen aufgefüllt und dann ging es ab in Richtung Südzipfel der Insel. In Cala Figuera haben wir dann einen weiteren Halt in einer idyllischen Bucht gemacht, wo es Cafe und Kuchen gab. Bis dahin hatten wir schon einen 30er Schnitt vorgelegt, doch das sollte sich bis zum Ende der insgesamt 165km langen Ausfahrt noch ändern. Thomas hatte stark auf's Tempo gedrückt und wir sind in Einerreihe zumeist mit rund 40km/h auf der Uhr in Richtung Alcúdia gerast. Am Ende hatten wir fast einen 33er Schnitt auf der gesamten Tagestour geschafft.
Die Bilderserie zeigt (v. li.) den Ausblick von Cap Formentor in SW-Richtung. Schnell noch den Bauch mit lecker Kuchen beim Aladin in S'Arenal vollgeschlagen. Auf der Fahrt an die Südspitze der Insel nochmal schnell San Salvador in's Visier genommen und zu guter letzt die schöne Aussicht an der Bucht in Cala Figuera genossen.

Nun folgte am nächsten Tag Kloster Lluc über die Auffahrt über DIE Tankstelle der Insel und anschließend am Folgetag das absolute Highlight: Jeder ambitionierter Radsportler hat vielleicht schon mal vom sog. Küstenklassiker gehört. Eine Tour von Andratx über den gesamten Gebirgszug der Serra de Tramuntana hinüber nach Pollenςa. Das bedeutet i.d.R. für Leute stationiert in Alcúdia einen organisierten Bustransfer nach Andratx, um dann von dort mit dem Rad an den Start zugehen. Armin macht das jedes Jahr - allerdings in der Extended Version. Nix da mit Bustransfer! Wir, Thomas, Armin & ich, sind früher als sonst in Alcúdia gestarted und bis Andratx über Sa Pobla, den Cami de Muro folgend bis nach Santa Maria geradelt. Das Wetter war sonnig, aber recht frisch. Besonders der starke, sehr böige Wind aus östlicher Richtung machte uns Sorgen. Ab Esporles wurde es bergiger, und wir haben uns über Puigpunyent, Galilea, Es Capdellà nach Andratx vorgekämpft. Da standen wir nun am Kreisel, wo andere bei Kilometer Null starten, hatten wir schon fast genau 3h, 93km und ca. 850HM in den Beinen. Jeder von uns kannte die nun folgende Strecke und wir einigten uns, daß jeder seinen eigenen Rhythmus finden sollte. Der vereinbarte Treff war dann in Valldemossa. Thomas fuhr dann gleich recht zügig voraus und war schnell nicht mehr zu sehen. Armin und ich blieben mehr oder weniger auf Sichtweite zusammen. Irgendwo auf Höhe Banyalbufar bin ich auf Thomas wieder aufgefahren. Eine Windböe hatte ihn wohl so dermaßen stark erwischt, daß er beinahe gestürzt war - aber alles nochmal gut gegangen. Der Wind war wirklich nicht ganz ungefährlich, man mußte den Lenker mit beiden Händen schon sehr fest halten und ein Griff zur Trinkflasche im falschen Moment konnte recht gefährlich werden. Nichts ungewöhnliches für einen, der bereits 2x auf Lanzarote zum Training war. In den Aufstiegen habe ich versucht relativ konstant so zwischen 240 - 280 Watt zu treten. Bloß nicht überdrehen, denn ich hatte schon einigen Respekt vor der Länge der Strecke ... und wir mußten ja noch über den Puig Major! Thomas war inzwischen wieder außer Sichtweite und wir trafen ihn verabredungsgemäß erst an der Kreuzung Richtung Valldemossa / Dejà wieder. Sein Rad in Richtung Valldemossa zeigend und mit einem fragenden Gesichtsausdruck, sollte das wohl ein Wink mit dem Zaunpfahl sein, doch Armin würdigte dem keines Blickes und ohne ein Wort darüber zu verlieren ging es schließlich gemeinsam zielstrebig in Richtung Dejà / Sóller weiter ... das Ding wird jetzt trotz des starken Windes durchgezogen, man(n) möchte sich ja später nichts nachsagen lassen. In Sóller haben wir dann eine kurze Kaffeepause eingelegt und unsere Trinkflaschen letztmalig aufgefüllt. Am Fuße des Puig Major blies uns der Wind noch kräftig entgegen, doch weiter oben war es zumeist windstill, geschützt durch die Bäume und der windabgewandten Seites des Aufstieges. Ab und an überholten wir einige andere Radfahrer, wir selbst wurden an keiner Stelle der gesamten Strecke überholt. Ich war froh, endlich am höchsten, gut befahrbaren Punkt der Insel angekommen zu sein. Die bekannte Tunneldurchfahrt oben an der höchsten Stelle der Paßstraße war schon sehr speziell: Der Wind fegte nur so durch die schmale, aber neuerdings immerhin beleuchtete Röhre und man war gut beraten, sich noch ein paar Körner aufgespart zu haben. Für die Physiker unter uns, ist dieses Phänomen nach seinem Entdecker als Venturi-Effekt beschrieben. Das Schlimmste war nun geschafft, doch weit gefehlt. Die nun folgende Abfahrt in Richtung Kloster Lluc, vorbei an Sa Calobra hatte es in sich. Thomas war bereits im Anstieg zum Puig wieder enteilt und wir sahen ihn auch erst im Hotel wieder. Um eine relativ hohe Grundgeschwindigkeit zu halten und im Rhythmus zu bleiben, drückte Armin sein 56er Blatt mit aller Kraft über das ständige auf & ab. Ich blieb fast die gesamte Strecke über in seinem Windschatten, denn die kurzen Anstiege habe ich alle mit meinen letzten Reserven bei ca. 400 Watt drücken müssen. Das tat schon richtig weh nach einem so langen Arbeitstag auf dem Rad. Doch zum Ende in Richtung Pollenςa ging es stetig bergab und man merkte den Gegenwind nicht so stark. Am Ende hatten wir fast genau 8h für die ca. 225km lange Strecke und rund 3.285HM benötigt. Das entspricht einem Schnitt von ca. 28km/h. Schnell noch Duschen und dann ab zum Abendessen. Ich war so kaputt, dass ich kaum Hunger hatte und wollte nur noch auf's Zimmer, um die Beine hoch zu legen. Und was macht man nach so einer Belastung am Folgetag, richtig: Ruhetag! Ich konnte mir gar nicht vorstellen, daß Armin dieselbe Strecke die Woche zuvor ganz alleine abgefahren ist. Wie kann man sich das freiwillig 2x antun?! Aber ich hab's ja selbst erlebt, wenn der Fischer-Express erstmal volle Fahrt aufgenommen hat, kann man(n) keine Gnade erwarten. Dann gibt's für mich nur ein Mittel: In seinem Windschatten so klein wie möglich machen, den Kopf schön unten halten und bloß nicht abreißen lassen.
Dargestellt ist der sog. Küstenklassiker in der "Extended Version" mit Start in Alcúdia, flachwellig über Santa Maria nach Esporles fahrend, um dann am Kreisel in Andratx den eigentlichen Küstenklassiker unter die Räder zu nehmen. Die Strecke hat Armin Fischer ausgetüftelt und wird von ihm mindestens 1x pro Jahr absolviert. In diesem Jahr haben Thomas und ich Armin erstmalig auf der ca. 225km langen Strecke mit rund 3.300 HM begleitet. René war am Vortag zum zweiten mal Sa Calobra gefahren und benötigte einen Ruhetag.

Obwohl sich meine Beine am folgenden Morgen sehr schwer angefühlt hatten, sobald ich auf dem Rad saß lief es so richtig gut. Es stand aktive Erholung auf dem Plan, also kurze Runde von ca. 65km ... bei einem Schnitt über 30km/h. Wie gesagt, es lief wider erwarten sehr gut. Kaffeepause im Hafen von Alcúdia und mit dem aufziehenden Regen ging es fix zurück ins Hotel. Generell hatten wir auch in diesem Jahr viel Glück mit dem Wetter. Die erste Woche war fast optimal, die zweite Woche war wechselhafter und windig, aber zumeist trocken. Wir sind nur einmal ein wenig naß geworden. Das war auf dem Rückweg vom Trip zur Aladin Kuchentheke aus S’Arenal kommend - aber halb so schlimm, denn wir konnten das Schlechtwettergebiet mit Starkregen recht gut umfahren.
Am Ende der zwei Wochen hatte ich rund 1.700km abgespult. Hätte gerne etwas mehr sein können, aber ich hatte ja das Problem mit dem Knie und einen Tag, wo ich gar nicht gefahren bin. Alles in allem, waren wir uns allesamt einig - wiedermal eine klasse Zeit gehabt und gesund nach Hause gekommen. Den letzten Tag haben Armin und ich genutzt über Orient zu fahren. Wir sind etwas früher als sonst gestartet, da wir gegen 14:00 wieder zurück sein wollten. Es mußten ja die Räder noch verpackt werden, dann duschen und etwas essen - und dann ging es am späten Nachmittag zum Flughafen und unser (Zitat A. Fischer) "Aktiv Urlaub" war auch schon wieder Geschichte. Achja, am Flughafen in Palma, wo auch sonst als bei McDonalds sitzend sind Armin & ich noch auf Ingo Koßmann gestoßen. Habe ihn schon seit Jahren nicht mehr gesehen. So ganz in zivil und ohne Radklamotten erkennt man die Kollegen nicht so einfach, aber Ingo kam zielstrebig auf uns zu als ich mir mein Big Mac Maxi Menue habe schmecken lassen :-) Wie der Zufall es so will, sind wir bereits in Sineu entgegenfahrend aufeinander getroffen oder besser gesagt aneinander vorbeigerauscht. Ingo war auf der anderen Seite der Insel, an der Platja de Palma untergebracht. Da ist es schwer etwas gemeinsames zu unternehmen, doch könnte man sich vielleicht im nächsten Jahr vorher abstimmen. Wir werden sehen, wird schon ...


Leistungstest 2015

Leistungstest des RSV Marburg am 17. Januar

Auch zu dieser Saison hatte mein Verein wieder eine Leistungsdiagnostik angeboten. Alexander Goldbach, mittlerweile mit einem Bachelor-Abschluß in Sportwissenschaften versehen, hatte wie auch in den Jahren zuvor die Organisation, Durchführung und Analyse übernommen. Mit Mitte Januar steckt man ja so mitten im Wintertraining, welches witterungsbedingt nicht gerade optimal verlaufen ist. Hatte seit dem 1. November bis dato insgesamt ca. 2.150km auf der Uhr, aber alleine davon schon rund 1.100 Rollen-Kilometer. Da wo es das Wetter zuließ, hatte ich das übliche Grundlagen-Training auf die Wochenenden verlegt, weil ich ja unter der Woche nach Dienstschluß nur noch auf der Rolle trainiere. Trotz LED-Licht ist es mir so ganz alleine auf den dunklen und stark befahrenen Straßen im Frankfurter Raum einfach zu gefährlich. Wie gesagt "Spitzenleistungen" waren nicht zu erwarten, aber es ging ja vorrangig darum einen aktuellen Trainingstand zu ermitteln, auf den man in den kommenden Monaten und speziell im zweiwöchigen Trainingslager Anfang März aufbauen kann.
Um 10:00 sollte es für mich los gehen. Mit einer Sporthalle hat es diesmal so kurzfristig nicht geklappt, so daß wir uns bei Alex zu Hause getroffen hatten. Gut erholt, aber mit kaum Grundlage und ohne intensive Einheiten absolviert zu haben - leider aber auch mit 2kg Mehrgewicht auf den Hüften, hatte ich mich auf den Weg gemacht. Ich war als erstes dran. Bis alles aufgebaut, eingerichtet und einsatzbereit war, verging dann doch noch etwas Zeit. Danach wieder dasselbe Prozedere wie in den vergangen Jahren: Es wurde ohne Aufwärmphase bei 100W gestartet, die genau 3 min getreten werden mußten. Anschließend - ohne Erholungsphase - ging es mit 20W Steigerung weiter. Dazwischen, nach Intervallende, wurde durch einen Tropfen Blut aus dem Ohrläppchen der Laktatwert bestimmt. Die 300Watt konnte ich noch gut bewältigen, aber bereits nach ca. 15sec in der nächsten Stufe waren die Reserven alle aufgebraucht und ich hatte mich noch so eine halbe Minute weitergequält, bis ich wirklich die Kurbel nicht mehr rum bekommen habe. Das war’s dann, mußte ich ernüchternd feststellen. Letztes Jahr habe ich die 320W noch die vollen 3min bis Intervallende treten können, aber nach all den Jahren Radsport kennt man seinen Körper ganz gut: Viel mehr konnte man eigentlich nicht erwarten - Wunder gibt es hier (leider) nicht und man(n) wird ja auch nicht jünger!
Wie geht es weiter? Nun ja, habe einige Defizite im Grundlagenbereich - das war zu erwarten und keine wirkliche Überraschung, aber nun ist es amtlich. Bei den aktuellen Witterungsverhältnissen läßt sich dies allerdings schlecht aufholen. Alex hat mir speziell für das Trainingslager auf Mallorca mit Armin, Thomas und René einiges an Tipps gegeben, die ich schön brav befolgen werde. Ich werde wohl mit zwei Dreier-Blöcken Grundlagentraining beginnen, um dann in der zweiten Woche die intensiven Einheiten folgen zu lassen. Mal schauen wie das mit den Plänen meiner Kumpels harmoniert, vielleicht muß ich hier auch Kompromisse eingehen - man ist ja schließlich angereist, um gemeinsam zu trainieren und nicht nur bei den Mahlzeiten zusammen zu sitzen.
Die beiden Graphen zeigen zum einen die (ungeglättete) Aufzeichnung von meinem GARMIN Radcomputer inkl. der Leistungsdaten meiner PowerTap Nabe (links) und zum anderen die Auswertung von Alex Goldbach (rechts) mit den Trainingsbereichen und den ermittelten Laktatwerten am Ende der jeweiligen Intervalle. Es wurden 3min Intervalle mit 20W Steigerung, ohne Erholung gefahren, bei immer gleichbleibender Übersetzung. Der Widerstand auf der Rolle wurde am Intervallende entsprechend automatisch erhöht. Es läßt sich gut erkennen, daß sich mit fortschreitender Belastung die Trittfrequenz und damit auch die Geschwindigkeit verringert hat. Alles in allem haben sich die Trainingsbereiche im Vergleich zum Vorjahr etwas nach "unten" verschoben. Es fehlt etwas an Grundlage und der Spitzenbereich ist ebenfalls noch defizitär - verständlich, da ich zumeist nur auf der Rolle kurze KB/GA1-Einheiten sowie GA2-Intervalle trainiert habe. Alles nichts dramatisches, was ich im geplanten Trainingslager im März gut nachholen kann. Freu' mich schon!