Tour de Kärnten 2016
6 Etappen durch das Kärntener Land vom 21.05 bis 26.05.2016
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Ein Jedermann Rennen durch das Kärntner Land in Österreich mit rund 450km und 7.500HM verteilt auf 6 Etappen, inkl. einem 16km Berg- & 40km Flachzeitfahren. Das waren die Highlights der 5. Tour de Kärnten (TdK ), die mir Thomas Göllner während unseres gemeinsamen Trainingslagers auf Mallorca versuchte schmackhaft zu machen. Thomas und Janine hatten die Tdk bereits im Vorjahr recht erfolgreich absolviert und waren voll des Lobes: Organisation, Verpflegung, Streckenauswahl ... alles vorbildlich.
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Der Köder hatte gesessen und ich biß an. Noch nie war ich zum Radfahren in den Alpen gewesen, geschweige denn an einem Radrennen teilzunehmen. Bergauf kann ich ja ganz gut und auf den Abfahrten bin ich auch nicht schlecht ... sollte also passen, obgleich ich in die letzten 2 Jahren kein Straßenrennen mehr gefahren bin. Vom Veranstalter wurden in Summe 3.000€ Preisgeld ausgeschrieben, was natürlich viele (Semi-)Professionelle anlockte und damit das Niveau nochmals ansteigen ließ. Dennoch hoffte ich mich unter den Top-5 meiner Altersklasse (AK) platzieren zu können.
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In diesem Jahr hatten sich 275 Leute aus 12 Nationen angemeldet, damit war die Veranstaltung ausgebucht. Der Start der einzelnen Etappen selbst erfolgte immer nach Startblöcken differenziert, direkt in Ossiach, wo es zunächst rund 10 bis 15km neutralisiert in Richtung Ziel ging, bevor das Rennen vor einem ersten Anstieg freigegeben wurde. Der Anstieg sorgte dafür, dass sich das Feld auseinanderzog und sich erste Gruppen mit ähnlichem Leistungsniveau bildeten.
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1. Etappe "Wimitzbräurunde" am 21. Mai und 2. Etappe das Einzelzeitfahren am 22. Mai
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3. Etappe "Dach der Tour" am 23. Mai und 4. Etappe das Begzeitfahren am 24. Mai
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5. Etappe "Wintersportrunde" am 25. Mai und 6. und letzte Etappe "Windische Höhe - Bad Bleiberg" am 26. Mai
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Die Höhenprofile habe ich der Webseite des Veranstalters entnommen . Insgesamt galt es ca. 450km und ca. 7500HM im Renntempo zu absolvieren.
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Die Anreise am Vortag der Tour gestaltete sich etwas stressiger als gedacht: Für die rund 800km benötigte ich fast 10h! Zwei Vollsperrungen vor Tunnel in Österreich kosteten sehr viel Zeit und Energie. Ich war jedenfalls sehr müde und abgespannt von der langen Fahrt. Außerdem mußten wir uns ja noch bis 19:00 zum Rennen einschreiben. Wir wären besser beraten gewesen, bereits einen Tag vorher angereist zu sein und den zusätzlichen Tag zur Akklimatisierung genutzt zu haben. Die Abrechnung folgte postwendend am Abend, als ich plötzlich Schüttelfrost bekam und das Thermometer 38°C Fieber diagnostizierte. Nach all der guten Vorbereitung, noch keinen Meter gefahren und dann das! Ich war ganz schön enttäuscht und sah mich schon die kommenden Tage im Bett liegend. Hatte die ganze Nacht über stark geschwitzt und nicht besonders gut geschlafen, aber am folgenden Morgen war zumindest das Fiber weg. Ich entschloss mich daher an den Start zu gehen. So schnell gibt man ja nicht auf.
Doch die erste Etappe hatte es in sich und unterwegs mußte ich feststellen, daß das abendliche Fieber der Vorbote zu einem Magen-/Darminfekt war. Unterwegs hatte ich mich mit Riegeln & Gels verpflegt, doch durch meine Durchfallerkrankung war die Verwertung mehr Verschwendung und ich mußte von meinen Reserven leben. Das ging natürlich nicht sehr lange gut und ich verlor rund 10min auf die beiden Top-Favoriten in meiner Altersklasse: Vorjahressieger Christian Strebl (Team Casa Ciclista) und Erwin Gabler (Team bike-horner.at), beide aus Österreich kommend. Doch hielt sich mein Zeitverlust zu Maik Beer (Jenatec-Biehler-Masters-Team) und Martin Sommer (RSV Passau) mit ca. 3,5min noch in Grenzen. Mit Platz 5 (AK) konnte ich unter diesen Umständen noch sehr zufrieden sein. Hinter mir platzierten sich mit deutlichem Abstand von ca. 5min Michael Arnswald (Team Die Fahrrad-Kette) und der Niederländer Peter Koens.
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Noch etwas vom Durchfall geschwächt, aber fieberfrei ging ich auf die 2. Etappe, dem 40km Zeitfahren um den Ossiacher See. Armin hatte mir wieder sein altes Zeitfahrrad zur Verfügung gestellt und ich hatte zu Hause etwas damit trainieren können. Mir war schon klar, dass hier keine Wunder zu erwarten sind, dennoch wollte ich unter einer Stunde Fahrzeit bleiben. Unterwegs hatte ich Probleme meinen Puls über 160 zu bekommen und merkte, dass ich nicht so richtig Druck auf die Pedale bekam. Dennoch blieb ich in 57:36,4 mit einem 41er Schnitt innerhalb meiner Prognose, was Platz 7 in meiner AK bedeutete. Doch die Konkurrenz war zum Teil sehr viel stärker: Der Strebl war sage und schreibe ca. 5min schneller, aber auf meine direkten Konkurrenten (wenn ich das mal so sagen darf) Maik Beer und Martin Sommer, hatte ich weitere 1,5min verloren.
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Kleine Bilderserie vom Starbereich des 40km Einzelzeitfahrens um den Ossiacher See. Von der Startrampe fahrend v.li.: Janine (01:06:27.6) Platz 8 Damenwertung, meine Wenigkeit (57:36.4) Platz 7 AK und Thomas (54:31.4) mit Platz 3 AK
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Um meinen Magen-/Darm Infekt in den Griff zu bekommen, habe ich auf anraten eines Apothekers Imodium Tabletten genommen, die prima angeschlagen haben. Zum Start der 3. Etappe ging es mir schon wesentlich besser und ich kam gut ins Rennen, war aber zunächst noch etwas verunsichert was meine Leistungsfähigkeit betraf, schließlich stand die vermeintlich schwerste Etappe "Dach der Tour" auf dem Programm. Ich orientierte mich Anfangs an Martin Sommer, doch merkte ich im langen Anstieg zum 1609m ü NN gelegenen Hochrindl, daß ich noch Reserven hatte und setzte mich aus dieser Gruppe ab, um noch vor der Abfahrt Anschluß an eine der vorderen Gruppen zu bekommen. Am Gipfel war ich bis auf 50m an einer kleineren Gruppe dran, auf die ich dann in der langen Abfahrt auffuhr. Leider konnten oder wollten nicht alle das hohe Tempo in der Abfahrt folgen und wir sind nur zu dritt in die Anfahrt zum "legendären" Schlußanstieg Buggl in Bach gegangen. Mit durchschnittlich 12% auf den letzten 5 Kilometern geht es auf einer sehr schmalen Straße steil aufwärts. Ich wußte nicht, wie weit Strebl, Gabler und Maik Beer enteilt waren, aber ich wollte zumindest Zeit auf Martin Sommer gut machen. Das gelang mir dann auch und ich konnte den Abstand zu Martin um ca. 1min verkürzen. Nach vorne verlor ich natürlich wieder Zeit: Rund 5min auf Christian Strebl. Wie gesagt Strebl und Gabler fuhren in einer anderen Liga, aber auch Maik Beer war immer vor mir platziert.
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Kleine Bilderserie aufgenommen von meinem Kollegen David Hoffelner vom neutralisierten Start der 4. Etappe "Dach der Tour" in Ossiach. Im Zielanstieg Buggl in Bach von li.: Meine Wenigkeit gefolgt von Thomas Krämer, dann Thomas Göllner zum Sieg in seiner AK und ganz stark meine beiden AK Mitstreiter Maik Beer (vorne) und Christian Strebl.
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Doch zur 4. Etappe wollte ich zurückschlagen: 16km Bergzeitfahren, das sollte mir doch liegen. Ich fühlte mich wieder Top-Fit und kam mehr und mehr in eine Art "Renn-Rhythmus". In der Nacht hatte es furchtbar geregnet und auf dem höchsten Berg der näheren Umgebung von Ossiach, dem Dobratsch, sogar etwas geschneit. Doch pünktlich zum Start waren die Straßen wieder trocken, aber die etwas kühleren Temperaturen blieben. Speziell im Ziel auf ca. 1.700mNN war es mit 5°C und starkem Wind recht frisch. Ich fand sehr gut in den Wettkampf und orientierte mich an meinem Leistungsmesser. Die Strecke hat zwar nur 7% Durchschnittssteigung, besteht aber aus längeren 10% Aufstiegen und kürzeren flacheren Passagen. In den steileren Abschnitten habe ich konstant immer so um die 310Watt getreten, da ich in den flacheren etwas durchatmen wollte, um am Ende so auf 290Watt im Schnitt zu kommen (meinem errechneten FTP Wert). Habe auf dem Weg zum Ziel zahlreiche Leute überholen können und keiner hat mich wiederum überholt, was mir ein zuversichtliches Gefühl gab, eine gute Zeit gefahren zu haben. Und in der Tat konnte ich mit einer Fahrzeit von 57:49.6 rund 2min auf Martin Sommer gutmachen, was Platz 4 in meiner AK bedeutete. Aber ich verlor wieder 1min auf Maik und ca. 3min auf Gabler & Strebl. Wie gesagt, Stebl & Gabler waren eine Klasse für sich, wo einzig Maik noch in Schlagdistanz bleiben konnte.
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Hier mal eine Grafik meiner aufgezeichneten Werte während des 16km Bergzeitfahrens hinauf zum Dobratsch. Noch nie im meinem Leben habe ich solch eine Herausforderung bewältigen müssen. Der Anstieg suggeriert mit 7% im Schnitt eine nicht allzusteile Strecke, doch sind die 7% ein gemittelter Wert. Die Auffahrt besteht aus längeren 10-11% steilen Passagen die gelegentlich etwas auf ca. 4-5% abfallen und speziell im oberen Drittel sogar deutlich bergab gehen. In diesem Abschnitt hatte ich rund 55km/h auf dem Tacho!
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So langsam kam ich in den Wettkampf und fühlte mich von Tag zu Tag stärker. Ich muss gestehen, es fing an mir richtig Spaß zu machen und ich konnte in der 5. Etappe - der "Wintersport Runde" - bis zum Ende in der Spitzengruppe bleiben. Im Ziel gab es einen kurzen Bergaufsprint, den ich aber etwas mangels Ortskenntnis verpennt habe. Leider konnte ich daher keine Zeit auf meine Mitstreiter gut machen und mußte mich nochmals knapp geschlagen mit Platz 5 in der AK zufrieden geben.
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Abermals eine kleine Bilderserie aufgenommen von David Hoffelner vom neutralisierten Start der 5. Etappe "Wintersportrunde" in Ossiach. Auf der Strecke von li.: Meine Wenigkeit inmitten der vorderen Gruppe, dann an gleicher Stelle Janine relativ mittig in einer Verfolgergruppe und im Zielsprint ebenfalls Janine.
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Den größten Bammel hatte ich aber vor der letzten Etappe. Bis auf die letzten Kilometer war die Strecke relativ flach und mir war klar, daß bis dahin das komplette Fahrerfeld zusammen bleiben sollte. Dies bedeutete aber wiederum eine Menge Positionskämpfe bei relativ hohem Tempo und das Risiko eines Massensturzes war dementsprechend groß. Und so kam es dann auch, im letzten Drittel des Fahrerfeldes hatte es zu Rennhälfte gewaltig gescheppert und eine Fahrerin musste mit dem Krankenwagen ins Spital gefahren werden. Doch ich habe von alle dem nicht viel mitbekommen, war stets hochkonzentriert und hatte meine Hände an den Bremsen, immer bestrebt meine direkten Konkurrenten im Auge zu behalten. Als es dann in den letzten Anstieg in Richtung Bad Bleiberg ging, lief es richtig gut für mich und ich konnte lange Zeit die Spitzengruppe halten. Lediglich auf den letzen Kilometern mußte ich Strebl & Co fahren lassen, blieb aber in der Gruppe von Martin Sommer. Selbst sprinten konnte ich noch am Ende ganz gut, was mir aber letztendlich nicht viel einbrachte. Wieder Platz 5 in der AK, geschlagen um eine halbe Radlänge von Martin. Aber immerhin kam ich noch vor Thomas Göllner ins Ziel. Achja Thomas & Janine: Für Thomas lief es abgesehen von der 1. Etappe so richtig klasse und er konnte insgesamt drei Tagessiege und eine Podiumsplatzierung in seiner AK (40+) verbuchen, was letztendlich Platz 2 in der AK Gesamtwertung bedeutete. Die 40+ Wertung gewann sein Kumpel Björn Fischer (RR-BIKES / TV Kleinwiedenest). Janine startete in der starken Damenkonkurrenz und erreichte dort Platz 6 in der Gesamtwertung. Aber ihr persönliches Highlight war sicherlich der hervorragende 3. Platz beim Bergzeitfahren. Janine fährt erst seit ein paar Jahren wettkampfmäßig Rennrad und ist - so wie ich auch - eher fokussiert auf Bergzeitfahren, weniger auf Straßenrennen. Klar das dort ein wenig die Erfahrung fehlt, wie man sich im Feld bewegt und auf Position fährt. Aber da ist eine Menge Potential und ich bin mir sicher, dass sich Janine in den kommenden Jahren stark verbessern wird.
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Diese Bilderserie zeigt den Zieleinlauf der 6. und letzten Etappe in Bad Bleiberg nach einer 100km Flachetappe und einem kurzen Schlußanstieg. Von li.: Führende Gruppe mit Ch. Strebl, Erwin Gabler und Maik Beer. Dann im folgenden Bild mein Zielsprint mit Martin Sommer (von ganz außen kommend). Etwas später kam Thomas nicht mehr voll fahrend ins Ziel und zu guter Letzt kämpfte sich Janie am Ende alleine über die Zielline.
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So fällt mein Fazit am Ende durchweg positiv aus, allerdings gilt es bei einem möglichen Start im nächsten Jahr noch einiges zu optimieren:
Ganz wichtig, die Anreise nicht am Vortag wählen und einen zusätzlichen Tag zur Erholung einplanen.
Wenn man die Möglichkeit hat, am Streckenrand ein paar Helfer positionieren, die einem im Bedarfsfall zusätzlich Verpflegung/Bekleidung reichen können (sonst muß man wie wir vom Start weg alles mitschleppen, um dann 30km vor Ende festzustellen nichts mehr zum Trinken zu haben - suboptimal). Das hat man jedenfalls in den Spitzengruppen sehr häufig gesehen, also das am Streckenrand Helfer standen :-)
Am besten in einem Team fahren, wo uneigennützige Freunde einem gut platzierten Fahrer/in im Fall eines technischen Defektes ein Ersatzteil (Laufrad, etc.) geben können, um einen Zeitverlust zu minimieren (Begleitfahrzeuge waren ja offiziell nicht gestattet).
Wäre ich nicht in den ersten beiden Etappen gesundheitlich so angeschlagen gewesen, hätte sicher der 4. Gesamtrang im Bereich des Möglichen sein können, mehr aber auch nicht muss man sich selbstkritisch eingestehen. Und ob man am Ende Platz 4 oder 5 belegt, ist dann wiederum auch egal. Thomas hatte auf der ersten Etappe gesundheitliche Probleme, die aber letztendlich durch den großen Zeitverlust den Klassensieg kosteten. Aber mit seinem Kumpel Björn Fischer ist der Sieg ja in der "Familie" geblieben. Janine fehlten am Ende nur etwas mehr als eine Minute zum 5. Platz in der Gesamtwertung der Damen. Das ist ja mal wirklich richtig knapp gewesen, aber einmal auf dem Treppchen gestanden ist doch vieeel schöner, oder? Ich bin am Ende ca. 2min hinter Martin geblieben und konnte den anfänglichen Zeitverlust von ca. 5min auf den ersten beiden Etappen, bei den verbliebenen vier wieder etwas reduzieren. War das Vorjahr noch völlig verregnet, zeigte sich die Region Kärnten in den sechs Tagen nur von ihrer besten Seite. Zwar war es morgens noch etwas frisch, aber die Sonne erwärmte die Luft recht schnell und man mußte aufpassen, nicht einen Sonnenbrand zu bekommen. Wir alle kamen sturz- & pannenfrei durch die Veranstaltung, dieses Glück hatten andere leider nicht. Fast täglich gab es Stürze, die aber zumeist glimpflich ausgingen. Außerdem habe ich eine Menge neuer nette Leute kennen gelernt. Allen vorweg die Fischers, Sabine & Björn. Aber auch den German Cycling Cup Sieger aus 2014 Thomas Krämer, der in seiner AK 45+ Platz 6 belegte. Tja, man sieht wie stark doch die (inter-)nationale Konkurrenz ist.
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Zu guter letzt ein Auszug aus der Gesamtwertung:

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