Bobbahn 2011
Bergzeitfahren am 2. Juli auf der Bobbahn bei Winterberg - 1. Lauf zur Sauerland-Trophy
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Das suboptimale Ergebnis beim letzten Rennen am Elisabethbrunnen gerade abgehakt, habe ich mich auf die spektakuläre Veranstaltung auf der Bobbahn bei Winterberg richtig gefreut. Es war dort für die Veranstalter wirklich eine Premiere: Noch nie fand dort ein ähnliches Event statt, obgleich die Downhill-Szene schon mal "andersrum" den Kanal befahren durfte. Achja, ich vergaß: Dort gibt es jedes Jahr Anfang März auch noch die Wok WM – ihr wisst schon.
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Das Streckenprofil ist mit einer 1.3km kurzen, aber mit einer ∅ 10% steilen, halboffenen Betonröhre recht anspruchsvoll. Ein Überholen ist nahezu unmöglich, so daß sich der ausrichtende Verein SC Siedlinghausen (ja, das sind die Kollegen vom "Bildchen-Sprint") überlegt hatten, uns in 90sec Abständen auf die Strecke zu schicken. Die Startreihenfolge sollte Vormittags in einem 1.5km Zeitfahren (Leistungstest) auf einem Ergomenter ausgefahren werden. Zusammen mit dem Wettkampfgewicht aus Fahrer inkl. Rad und der Tretleistung wurde die Kenngröße Watt/kg bestimmt. Danach wurden die Startzeiten für das eigentliche Rennen am Nachmittags festgelegt. Dies lief für mich schon recht erfolgreich, da ich mit 5.74W/kg das gesamt drittbeste Ergebnis von ca. 60 Startern erzielen konnte. Das hat mich schon ein wenig verwundert, zumal mein Kollege aus den Sen I Thomas Göllner - mein Geheimfavorit auf die Tagesbestzeit - hinter mir platziert war. Sollte er gepokert haben und anstatt auf dem Ergometer alles zu geben, nur mit angezogener Handbremse gefahren sein? Nein, nein, er habe sich auch völlig verausgabt, wurde mir versichert. Taktieren macht bei einer so kurzen Belastung auch nicht wirklich Sinn. Ich wollte ganz auf Nummer sicher gehen, weil auch wenig gut trainierte Fahrer auf dem Ergometer ein gutes Ergebnis abliefern könnten, um dann später im steilen Eiskanal völlig einzubrechen und damit auf der Strecke ein Bremsklotz zu sein. Ein Überholen war ja untersagt, sollte man auf den Vordermann auffahren, mußte man hinter ihm zum Ziel fahren. Damit bekommt man die Möglichkeit nochmal zu fahren, na klasse … das wollte ich auf alle Fälle vermeiden. Die Aufteilung mit zwei Maximalbelastungen Vor- und Nachmittags kam mir eigentlich sehr gelegen, war es doch ein prima Training für die ähnlich strukturierten deutschen Bergmeisterschaften in drei Wochen am Bodensee (23. Juli, "Lightweight Uphill").
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Streckenlayout und ein aufgezeichnetes Höhenprofil (Radcomputer)
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Die meiste Zeit verbringt man leider mit warten und dem obligatorischem Warm- & Ausfahren vor bzw. nach dem Leistungstest und Wettkampf. Ich hatte in 2007 schonmal ein ähnliches Bergzeitfahren in Allendorf-Klimbach gewinnen können, so daß ich recht zuversichtlich war auf's Treppchen fahren zu können. In meiner Altersklasse starteten noch alte Bekannte wie Sven Gemeine, der aber aufgrund seiner Körpergröße sicherlich benachteiligt sein müßte. Aber den ebenfalls hochgewachsenen Marcus Dickhaut, ein national sehr erfolgreicher MTB Crack konnte ich nicht richtig einordnen. Sicherlich einen den man auf der Rechnung haben mußte. Einer der mir in den vergangen Jahren immer wieder mal den obersten Podiumsplatz streitig gemacht hatte, mein geschätzter Kollege Ingo Koßmann war leider nicht da, was ich wirklich sehr bedauerte. Aber vielleicht klappt’s ja in zwei Wochen in Grafschaft.
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Wir starteten an der tiefsten Stelle im Kanal und mußten zu Anfangs nach ca. 100m gleich das mit ca. 15% steilste Stück bewältigen. Da alle vor mir gestarteten Fahrer vom Start weg gleich richtig beschleunigt hatten, habe ich mich auch dazu verleiten lassen, etwas schneller loszufahren. Zufälligerweise hatte die Batterie in meinem Radcomputer gerade heute das zeitliche gesegnet und ich habe auf dem Display nichts so richtig erkennen können. So konnte ich meine Herzfrequenz nicht ablesen und habe wohl Anfangs ein wenig überzogen, so daß ich auf den flacheren Abschnitten nicht wie sonst üblich sofort Geschwindigkeit habe aufnehmen können – das kostete sicher ein wenig Zeit. Doch speziell die vielen Zuschauer am eigentlichen Startturm der Bobbahn haben mich die letzten 200m zum Ziel hinaufgeschriehen. Dort angekommen war ich mit meiner Leistung unzufrieden und zweifelte sogar einen Podiumsplatz an: Eine Zeit knapp unter 4min war zwar okay, aber meine Renneinteilung eigentlich katastrophal. Letztendlich waren wohl so ziemlich alle etwas optimistisch angegangen und die maximale Belastung am Vormittag war auch noch allen irgendwie in den Beinen. Die Zeiten wurden mit dem Transpondersystem der Bobbahn sehr professionell ermittelt, so daß auch zeitig das Ergebnis feststand. Ich konnte es fast gar nicht fassen, habe mit mit 3:56'99 und ca. 12sec Vorsprung auf Markus Dickhaut gewonnen. Dritter wurde René Klinker mit 04:11'76. Und wie konnte es anders sein, Thomas Göllner hat wie für ihn üblich nahezu alles im Wiegetritt mit 03:32'21 die Tagesbestzeit herausgefahren. Meine Zeit hat immerhin noch zur 8. besten Zeit des Tages gereicht.
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Wiegetritt ist bei mir immer ein Zeichen für Flasche leer. Foto:
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Alles in allem würde ich sagen, daß das Konzept der Organisatoren mit Leistungstest im Vorfeld und den 90sec Abständen völlig aufgegangen ist. Es kam zu keinerlei Zwischenfällen in der Bobbahn und die Zuschauer hatten auch ihren Spaß den Akteuren in die abgequälten Gesichter zu schauen. Leider war es mit Temperaturen um 11°C und einigen Regenschauern relativ kühl, was einige Starter vom Kommen abgehalten haben dürfte. Danke an die Siedlinghäuser, so ein tolles Event auf die Beine gestellt zu haben. Neben dem Bikepark sicher eine weitere Attraktion für die Region!
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