Brockenkönig 2014
Brockenkönig am 31. August in Schierke (Harz) - Landesmeisterschaften BzF LV Sachen-Anhalt
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Mit rund 8,4km Länge bei ca. 400HM und Rampen mit ca. 12% wartete auch in diesem Jahr der Brockenkönig mit rund 100 vorangemeldeten Starter/-innen auf die wiederholte Krönung. Ich darf erinnern, daß im letzten Jahr nur Thomas Göllner und ich bereits am Vortag angereist waren, um die Stecke zu erkunden und ein paar Trainingskilometer gemeinsam abzuspulen. Legendär sind bis heute noch die Geschichten, die sich um die erfolgreiche Erlegung des Riesen-Windbeutels mit Kirschen und Vanilleeis ranken (guckst Du hier ). Doch diesmal war die bereits seit dem Trainingslager auf Mallorca bekannte und (zumindest bei Bäcker & Konditoren) gefürchtete Vierer Bande mit Armin Fischer und René Klinger komplett vertreten und wir hatten sogar in Person von Janine Wienke und Bernd Krauss zusätzlich Verstärkung erfahren.
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Unser Programm für den Anreisetag war straff geplant. Nachdem der Brocken im Trainingstempo erklommen werde sollte, stand als weiteres Highlight ein Besuch auf den SPECIALIZED Days in Braunlage an. Thomas hatte für sich, Janine und Bernd jeweils passende Testräder reserviert, die bewegt werden wollten. Das Wetter war gewohnt regnerisch und kalt, mit kurzen sonnigen Abschnitten, die wir eher zufällig zur Trainingsausfahrt haben nutzen können. Bei der Abfahrt vom Brocken habe ich mir auf regennasser Straße erstmalig nach einigen Jahren einen Platten eingefahren (kleine Glasscherbe auf der Lauffläche). Doch ich hatte vorgesorgt und konnte den Schlauchreifen mit Pannenmilch befüllen. Hatte bisher noch Null Erfahrung mit dem Zeugs, aber es klappte auf Anhieb. Hilfreiche Unterstützung bekam ich von Armin, der mir half genügend Luft auf den Reifen zu bekommen. Mit einer Mini-Pumpe ist das schon eine ermüdende und schweißtreibende Angelegenheit - aber zusammen haben wir es geschafft. Danke nochmal dafür an dieser Stelle!
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So ging's dann mit stark gedämpfter Geschwindigkeit zurück zum Hotel nach Schierke. Rad wieder verstaut, duschen und ab nach Braunlage zu den SPECIALIZED Days. In all der Hektik mit dem platten Hinterradreifen, hatte ich allerdings vergessen meinen Radcomputer auszuschalten. Letzterer geht zwar nach 10min Inaktivität in einen Powersave Modus, zieht aber wohl dennoch genügend Spannung, um mir den vollen Akku über Nacht komplett zu entleeren. Das ist für mich natürlich suboptimal, zumal ich meine Zeitfahren bevorzugt an den Meßdaten des Radcomputers ausrichte. Aber das wußte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht und sollte erst am Sonntag Morgen beim Warmfahren auffallen.
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Wegen den durchwachsenden Wetterprognosen hatte ich mir meine Rolle mitgenommen, wollte ich doch vermeiden bereits beim Warmfahren nass zu werden. In der Nacht zum Sonntag hatte es sich ausgeregnet und erst zum frühen Nachmittag war wieder Regen gemeldet. Man konnte sich also durchaus auf der Straße warmfahren. Ich wollte aber kein Risiko eingehen noch einen weiteren Platten zu riskieren und habe mich dann auf der Rolle vorbereitet. Und dabei ist es mir dann aufgefallen - das mit dem leeren Akku. Was für ein Mist, konnte ich mir doch durch meine alten Aufzeichnungen drei Wegpunkte auf der Strecke als Zeitmarken setzen, um unterwegs besser meine Endzeit abschätzen zu können. Ich fühlte mich wirklich stark genug, um meine Zeit aus dem Vorjahr von 20:41 deutlich zu unterbieten. Bei der Startnummernausgabe hatte ich noch eine kleine Diskussion mit dem verantwortlichen Offiziellen vom Verband, da ich mich gewundert hatte, daß alle 64er Jahrgänge bereits als Sen III gelistet wurden. Das war natürlich nicht korrekt und wurde später in den Ergebnislisten auch korrigiert. Soll ja alles mit rechten Dingen zugehen.
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Wie gesagt, den Radcomputer und damit meine Renneinteilung konnte ich getrost vergessen. Pünktlich um 11:24 ging es dann für mich los. Vor mir startete mit Andreas Pucher-Diehl ein "alter" Bekannter aus den Rennen im Sauerland, der zwar ein guter Zeitfahrer, aber kein ausgewiesener Bergfahrer ist. Aber ich ging nicht davon aus, den Startabstand von einer Minute aufzufahren, geschweige denn überholen zu können. Doch auf der langen "Geraden" beim Überqueren des ersten Brockenbahnübergangs sah ich ihn schon in Schlagdistanz vor mir. Im mittleren Bereich des ersten Steilstücks war es denn geschehen und ich zog vorbei. Das hat mich schon ein wenig irritiert - sollte ich zu schnell angegangen sein?! Denn meine Beine brannten bereits merklich und ich nahm ein klein wenig Speed raus, um oben heraus genügend Kraft zu haben. Die letzten relativ flachen Kilometer zum Ziel habe ich dann wieder auf das große Blatt geschaltet - eigentlich so, wie ich es mir im Vorfeld zurechtgelegt hatte. Alles lief nach Plan und ich konnte noch kräftig durchziehen. Hmm, so ganz leer wie zuvor in Grafschaft war ich dann doch nicht am Ende, obgleich rein gefühlsmäßig ich davon ausging meine Zeit aus dem Vorjahr deutlich unterboten zu haben. Also nix wie hin zu dem Kollegen, der die Zeiten genommen hatte und mal freundlich gefragt, ob er mir schon Endzeiten nennen könne. Ich habe ein wenig warten müssen, aber dann wurde mir eine 21:03,11 offiziell bestätigt. Nanu, ich dachte im ersten Moment, daß müßte doch eher eine 20:03 sein - aber wohl getäuscht! Auf dem Rückweg kam mir dann René entgegen ... und sehr dicht gefolgt von Armin, der unmittelbar hinter ihm gestartet war. Wow, für Armin muß es eine super Zeit sein oder für René eine schlechte. Doch letzteres konnte ich mir nicht so Recht vorstellen, da René im Frühjahr auf Mallorca so unheimlich stark in den Bergen war.
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Entgegen meinen ursprünglichen Vermutungen hatte sich auch Armin verschlechtert und erreichte mit 20:42,99 eine Zeit, die ich im Vorjahr gefahren bin. René kam auf eine für ihn sicher enttäuschende 21:49,78. Hatte Armin die letzten beiden Jahre unsere AK immer gewinnen können, so mußte er sich und der gesamte Rest diesmal von Mike Beer vom Masters Team Jenatec in 20:28,29 geschlagen geben. Es folgten meine Wenigkeit auf Platz 3 und René mit dem undankbaren aber letztendlich dennoch versöhnlichen 4. Platz. Am Ende war festzustellen, daß nahezu alle uns bekannten Starter ihre Vorjahreszeiten nicht haben erreichen können. Doch war es den kalten Witterungsbedingungen geschuldet? Schwer zu sagen, ich denke eher nicht. Oder hat man gar den Zielstrich ein paar Zehnermeter höher gelegt? Klingt plausibel, wurde aber von offizieller Seite verneint. Naja egal, die Bedingungen waren ja für alle gleich.
Deutlich erfolgreicher verlief es für unsere beiden Medienfabrikanten: Thomas Göllner konnte seine Altersklasse (ohne Lizenz) in sehr guten 20:07,6 deutlich gewinnen. Die anvisierte Zeit unter 20 min blieb aber auch diesmal unerreicht ... und die biologische Uhr tickt und tickt und tickt, aber ich möchte an dieser Stelle keine Panik verbreiten - is' noch alles drin für die (nahe) Zukunft :-) Aber das Team Medienfabrik Gütersloh hatte mit Thomas' besserer Hälfte ein weiteres Eisen im Feuer, denn Janine war bei ihrer "Brocken-Premiere" auf Anhieb in 27:56,6 Schnellste in der Damenwertung. Tagesschnellster war nicht wie im Jahr zuvor Lokalmatador Sebastian Heinrichs (B.O.C. auf bike Bergamont Team) der in 18:42,05 die Ziellinie überfuhr, sondern Christian Kreuchler vom RV Elxleben e.V. in 18:24,05. Aus heimischer Sicht war noch der Zeitfahrspezialist Jan-Niklas Droste (Team Heizomat) am Start, der aber nach eigenem Bekunden eher flacheres Terrain bevorzugt. Trotzallem langte es für ihn in der starken Eliteklasse zum respektablen 3. Platz in 19:05,34. Sein Teamkollege Julien Essers dominierte die U23 und wurde folglich mit dem 1. Platz in 19:41,52 belohnt. Der Streckenrekord aus dem Vorjahr von 18:19 gehalten von Sebastian Heinrichs blieb bestehen.
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Siegerehrung auf der Terrasse des Hotels Brockenscheideck. Bei den Männern ohne Lizenz war Thomas Göllner siegreich und bei den Damen Janine Wienke (beide Team Medienfabrik Gütersloh). Bei den Senioren II gewann Mike Beer vom Masters Team Jenatec vor Armn Fischer (Monte Kali Neuhof) und mir
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Summa summarum ist der Brockenkönig schon eine wirklich tolle Veranstaltung, die sehr anspruchsvoll ist und noch viele Optionen für die Zukunft hat (z.B. Zielankunft auf dem Gipfel). Aber stark verbesserungswürdig finde ich das Thema Siegerehrung: Die Kinder & Jugendlichen sind schon ab 09:30 auf die Strecke gegangen und mußten bis nachmittags auf die Siegerehrungen warten. Das ist schon eine lange Zeit bis dahin. Und für die älteren Teilnehmerklassen, inkl. Jedermänner zieht sich folglich das Procedere wie Gummi in die Länge. So ist es nicht verwunderlich, daß viele bereits den Nachhauseweg angetreten hatten. Doch nicht unsere kleine Truppe! Nein, nein, wir haben alle brav gewartet, bis wir an der Reihe waren und haben artig geklatscht, wenn es etwas zu bejubeln gab. Über den Nachmittag wurde das Loch im Magen aber immer größer und größer, bis einer von uns den Vorschlag machte, den legendären Windbeutel des Todes in Angriff zu nehmen ... als krönenden Abschluß des Tages sozusagen. Und nachdem der Windbeutel den kurzen Kampf verloren hatte, war uns klar warum es diesmal langsamer den Berg raufging als im Vorjahr:
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Nix da mit kaltem Wetter oder längerer Strecke oder so. Das Teil muß am Vortag verspeist werden, dann klappt's auch mit der persönlichen Bestzeit! Na dann, bis zum nächsten Jahr in Schierke.
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