Berichte aus der Radsportsaison 2014:

[Schotten 2014] - [Burg Frankenstein 2014] - [Brockenkönig 2014] - [Grafschaft 2014] - [Bobbahn 2014] - [Trainingslager 2014] - [Leistungstest 2014]

Schotten 2014

Bergzeitfahren in Schotten/Rudingshain am 27. September

Das klingt nicht nur gut, es ist es auch: Bergzeitfahren in Schotten hinauf zum Taufstein & Hoherodskopf, Europa’s größtes zusammenhängendes Vulkangebiet. Aber keine Bange, im Gegensatz zur Eifel ist das hier alles bereits seit einigen 10er Millionen Jahre erloschen - da kommt nix mehr. Ich weiß nicht, wie die Veranstalter das hinbekommen, aber auch in diesem Jahr war das Wetter zumeist sonnig und mit rund 20°C ideal zur Vulkanerstürmung. Das Rennen geht nun schon ins 14. Jahr und hat einen recht konstanten Teilnehmerkreis. Kein Wunder, sehr gut organisiert und mit Transpondermessung auch technisch auf dem aktuellen Stand. Die Strecke ist mit ca. 7,8km Länge und rund 320HM recht anspruchsvoll und mit einer kleinen Abfahrt auch Abwechslungsreich - für Bergfahrer und Roulleure gleichermaßen geeignet. Solch einen Mix mag ich eigentlich gar nicht gerne, aber hier konnte ich in der Vergangenheit meine größten Erfolge einfahren. Meine Form sollte noch auf einem hohen Niveau liegen. Ich fühlte ich mich die ganze Woche schon recht stark, was mich optimistisch stimmte. Etwas getrübt wurde meine Euphorie nur durch die Meldung von wirklich namhaften Leuten:
  • • Christoph Fuhrbach (www.gutesleben-fueralle.de) amtierender Deutscher Meister Bergzeitfahren und Weltmeister im 24h Höhenmeterfahren.
  • • Cosmas Lang (RSC Wiesbaden) mehrfacher Hessenmeister im (Berg-)Zeitfahren und ein sicherer nationaler Podiums Fahrer.

Gerade in die Senioren II AK auf- oder abgestiegen (je nachdem wie man das sieht :-) sind:
  • • Sascha Haußmann (RSV Nassovia LImburg - Bike Villa Limburg), frisch gebackener Hessenmeister im Bergzeitfahren. Hat dort Cosmas knapp distanziert.
  • • Marc-Philip Prins (RSG Grünberg - 2Fast/URIMAT Rave Team) Welt- & Europameister Mixed 12h MTB, Vize Hessenmeister MTB Marathon.

Meine alten Mitstreiter der letzten Jahre, ebenfalls mit gleich mehreren Landestiteln im Straßenrennen, Zeitfahren, BDR-Punkteliste etc. versehen:
  • • Gleich vorab Dirk Keßler (RVG Rockenberg), absoluter Zeitfahrspezialist in der Ebene und am Berg mit mehreren Landestiteln und zahlreichen Tagessiegen. Dirk hatte den ganzen Vormittag noch im seinem Radladen in Hanau arbeiten müssen. Seine Motivation am Ende seiner langen Saison mit dem Gewinn des Mittelhessen-Cups und zahlreichen anspruchsvollen Zeitfahren, mit hervorragenden Platzierungen, hielt sich nach eigenen Bekunden allerdings in Grenzen.
  • • Weiterhin Viktor Slavik (RV Kassel 1899 - KMO-Cycling-Master Team). Der Bursche ist auch mein Jahrgang. Viktor ist ein sehr kompletter Fahrer, der schon alles gewonnen hat, was man gewinnen kann. Einzige Schwäche, aufgrund seiner Körpermasse, sind eben längere Bergzeitfahren.
  • • Und natürlich noch René Klinger (RSV Team - ME Mettmann), der aber den klaren Nachteil hatte, die Strecke noch nie vorher abgefahren zu sein. Ich hatte ihm zwar noch so paar Tipps gegeben, wie ich die einzelnen Passagen so fahre, aber das ist ja individuell total verschieden.

Mit all der starken Konkurrenz war klar für mich, es ging weniger um eine Platzierung auf dem Treppchen - der Zug dürfte abgefahren sein - vielmehr um eine für mich gute Zeit zu fahren. Und ganz klar ging es am Ende noch um das Best-of-the-Rest Ranking, als Trostpreis sozusagen. Irgendwie muß man(n) sich ja motivieren.
Ich hatte meinen Start um 15:04 Uhr. Einige Minuten vor mir war der Sascha Haußmann dran, der aber nicht erschienen war. Einer weniger vor mir, dachte ich - aber nun gut. Ich bin die Strecke in dieser Saison noch nicht abgefahren, brauchte ich auch nicht, hier kenne ich mich bestens aus. Die Anfängliche Steigung, mit ca. 7% relativ konstant, konnte ich gleichmäßig mit 53/21 und Tacho immer über 20km/h durchtreten. An dem Abzweig zur Hauptstraße hatte ich ca. 08:50 auf der Uhr. Alles im Rahmen für eine Zeit um die 18:00, falls ich nicht am Ende einbrechen sollte. Den steilsten Abschnitt habe ich dann auf dem kleinen Blatt und im Wiegetritt bewältigt - Puls war hier schon im Maximalbereich von rund 184 S/min. In der nun folgenden Abfahrt, oder besser bergab Passage, mußte man sich so klein wie möglich machen und die Pace stets über 50 km/h halten, um dann mit viel Schwung ich den leicht ansteigenden Zielhang zu fahren. Zum Schluß noch gesprintet, um auch die letzten Körner zu verbrauchen. Dann war es in 18:08.77 vollbracht. Das war meine 2. beste Zeit überhaupt, selbst bei meinen beiden Hessenmeistersiegen war ich langsamer. Damit war ich natürlich mehr als zufrieden. Durch die elektronische Zeitmessung ging die Auswertung sehr schnell: 1. Platz an Cosmas in überragenden 16:32.37 (auch Tagesschnellster!), deutlich vor Christoph Fuhrbach (17:10.86) und Marc-Philip in 17:38.29. Jetzt kam ich und direkt hinter mir Dirk Keßler in 18:13.15. Viktor (18:40.07) und René (18:49.68) belegten Plätze 7 & 9 - immerhin gab es noch BDR-Punkte dafür. Speziell René's Zeit war jetzt gar nicht so schlecht für seine Prämiere, alle anderen vor ihm kannten die Strecke schon aus den Vorjahren. In meiner Anfangszeit habe ich niedrige 19er Zeiten gefahren, also da ist noch genug Luft nach oben.
Datenaufzeichnung von meinem Garmin Edge: Bin gut ins Rennen und relativ schnell an meinen Maximalpuls gekommen. Im steilsten Abschnitt bin ich dann auch an meinem Limit gewesen und sobald es flacher wurde, sanken meine Pulswerte auch leicht, um schließlich am Ende nochmal auf Spitzenwerte anzusteigen - so wie sich im Wettkampf gehört.

Wie gesagt ging es für mich weniger darum, um einen Platz auf dem Podium zu kämpfen, sondern vielmehr eine gute Zeit zu fahren und zu schauen, was die Kollegen bei den Senioren III so machen. Leider war Thomas Hädrich (RC 07 Fulda) nicht am Start, da er wohl im nächsten Jahr zumindest in den Bergzeitfahren einer meiner schärfsten Konkurrenten sein wird. Schnellster bei den Sen III war Michael Bauer vom RSV Rüsselsheim in 19:15.64 - also klare Sache für mich. Ich werde nun eine Trainingspause einlegen und falls das Wetter noch so einigermaßen bleibt, das etwas verspätete Bergzeitfahren in Siedlinghausen am 25. Oktober bestreiten. Mal schauen, was noch an Form vorhanden sein wird, aber hier geht es mir auch eher darum, am Saisonende die Kollegen wieder zu treffen.


Burg Frankenstein 2014

Hessenmeisterschaften Bergzeitfahren Burg Frankenstein bei Darmstadt-Eberstadt am 21. September

Seitdem ich Rennen bestreite, waren die Hessenmeisterschaften im Bergzeitfahren immer im Wechsel in Schotten/Rudingshain und Biedenkopf/Sackpfeife. So war es diesmal mit einem "Bergsprint" hinauf zur Burg Frankenstein bei Darmstadt/Eberstadt mal etwas ganz anderes. Die Strecke ist mit ca. 2,8km und rund 200 HM nicht sonderlich lang oder steil. Die durchschnittliche Steigung lag bei 7,5%. Das ist ähnlich wie die Strecke in Ramsbeck, aber weniger anspruchsvoll. Aber dennoch, so richtig schwer machen es immer die Mitkonkurrenten - man kann sich einfach keinen Fehler leisten, möchte man möglichst weit vorne platziert sein. Für mich und die anderen "Alten Herren" ging es eigentlich nur noch um den dritten Platz: Mit Cosmas Lang (RSC Wiesbaden) und Sascha Haußmann (RSV Nassovia Limburg, im ersten Jahr bei den Sen II) hatten zwei Spezialisten gemeldet, die zumindest am Berg deutlich besser als der Rest des Senioren II Starterfeldes sind. Das muss man respektvoll anerkennen. Dahinter konnte es aber durchaus eng werden und mit einem schlechten Tag und/oder etwas Pech war man in null Komma nix abgeschlagen aus den Top 5. Ich machte mir da wenig Gedanken, hatte ich doch in Ramsbeck immer ganz gute Resultate einfahren können, so sollte mir der Kurs doch eigentlich entgegen kommen. Genau eine Woche vorher hatte ich die Strecke besichtigt und mal im Renntempo mit meinem Trainingsrad (das graue SLR) und Leistungsmesser (CycleOps Powertap) abgefahren. Bei idealen äußeren Bedingungen hatte ich auf Anhieb eine 08:31 geschafft, bei ca. 360W und 19,4km/h im Schnitt. Dort hatte ich auch Gerhard Härtl von der RSG Grünberg angetroffen, der wie ich zum "Geheimtraining" angereist war. Nachdem jeder seine Einheiten absolviert hatte, sind wir beide nochmal los, um zum Ausfahren die nähere Umgebung zu erkunden - und ja ich muß zugeben, der westliche Ausläufer des Odenwaldes ist zum ambitionierten Radfahren ganz reizvoll, in beiderlei Hinsicht.
Ab und an was Neues: Zur Hessenmeisterschaft auf neuer Strecke hinauf zur Burg Frankenstein bei Darmstadt/Eberstadt. Mit ca. 2,8km Länge und einer durchschnittlichen Steigung von 7,5%. Höhenprofil von quaeldich.de

Bereits am Vorabend der Veranstaltung hatte es schon wie aus Kübeln gegossen und auch am Morgen der Anreise war es nicht besser. Ich hatte unterwegs wirklich ernsthaft überlegt umzukehren, so stark hat es geregnet. Doch südlich von Darmstadt hat es schließlich aufgehört, bzw. nur noch leicht getröpfelt. Dennoch war es mit rund 18°C relativ warm, die Straße noch richtig naß und deshalb auch neblig, besonders im oberen Streckenbereich. Ich hatte dann noch ca. 45min, um mich vorzubereiten bzw. warmzufahren. Bereits auf dem Hinweg im Auto hat mich die Bereitschaft meiner Firma angerufen, da eine wichtige zentrale Komponente ausgefallen war. Damit ich weiterhin telefonisch erreichbar war, hatte ich mich auf der Rolle warmgefahren. Leider etwas kürzer wie gewöhnlich, aber die verbliebenen 20min reichen mir gewöhnlich - sollte kein Nachteil sein. Die Strecke war voll gesperrt und durfte außer den gerade gestarteten Rennfahrern nicht befahren werden - auch nicht für den Rückweg, sonst drohte Disqualifikation. Wie bereits gesagt, ging es eigentlich nur noch um den dritten Platz, aber auch da hatten sich einige Größen u.a. mit Europa- & zig Hessenmeister Titeln angemeldet: Dirk Keßler (RVG Rockenberg), Mr. Monte Kali Armin Fischer (Neuhof), Marc-Philipp Prins (RSC Grünberg) und last but not least Christian Schmidt (RSG Gießen & Wieseck). Ich glaube Christian hat in dieser Saison erstmalig eine Lizenz gelöst und in der Vergangenheit, aber auch zuletzt, sehr starke Rennen gezeigt. Ich habe anfangs nicht umsonst darauf hingewiesen, daß man hier Ruck-Zuck aus den Top-5 gefahren werden kann!
Mein Start war um 10:04 und hinter mir standen nur noch Dirk und Cosmas, da immer nach umgekehrter Platzierung aus dem Vorjahr gestartet wird. Achja, da hätte eigentlich ja noch Armin sein sollen: Der durfte als erster bei den Sen II ran, da man ihn trotz erfolgreicher Meldung über rad-net.de nicht berücksichtigt hatte und somit als "Nachrücker" geführt wurde. Jedenfalls hatte sich der Schuss extra Adrenalin nicht nachteilig auf seine Tagesform ausgewirkt - doch dazu später mehr.
Leider fand sich am Start kein zusätzlicher Helfer ein, der einen festhalten konnte und man hatte auch versäumt alternativ etwas aufzustellen, an dem man sich hätte festhalten können. Also, selbst ist der Mann - ist ja nicht das erste mal, hat bisher immer ganz gut geklappt, machte ich mir Mut. Rechter Schuh fest auf dem Pedal, mit links Bodenkontakt gehalten und beim Startsignal losgefahren ... und schwubs ... am linken Pedal weggerutscht und ins Leere getreten. Durch die Feuchtigkeit war wohl die Schuhplatte etwas naß und schlüpfrig. Gott sei Dank hatte ich mit dem rechten Bein noch so stark beschleunigen können, dass ich trotz Hanglage nicht ganz zum stehen gekommen war. Nochmal versucht ... und klack eingerastet ... und nix wie los. Das hat jetzt erst mal ein paar Sekunden gekostet, schoss es mir durch den Kopf und automatisch fährst du schneller los, als man eigentlich wollte. Aus eigener Erfahrung mit der Strecke in Ramsbeck wußte ich, daß man nicht zu schnell angehen durfte. Habe dann nach der ersten scharfen Rechtskurve etwas rausgenommen und auf das kleine Blatt geschaltet. Dann einen guten Rhythmus gefunden ... so ging es dann im Sitzen bis an den im letzten Drittel befindlichen steilsten Abschnitt (ca 11-12%%). Den habe ich dann größtenteils im Wiegetritt bewältigt, bevor es in einer total flachen Linkskurve nochmal leicht ansteigend zum Ziel geht. Jetzt war ich schon ziemlich kaputt und wollte mich zumindest ganz kurz mal setzen, aber da feuerte mich ein Zuschauer an: "Durchziehen, Durchziehen" und Christian rief mir zu "sieht gut aus". Ey, was soll ich sagen ... nochmal versucht Fahrt aufzunehmen, was mir aber nicht mehr so recht gelang. Und da war dann auch schon der Zielstich auf der Höhe des Parkplatzes: 08:13,07 war meine Zeit. Völlig platt wollte ich eigentlich anhalten, um mal zu verschnaufen, aber ein Streckenposten hat mich gleich in Richtung Rückfahrt dirigiert. Die war natürlich nicht extra ausgeschildert und ich bin so nach "Gefühl" und Verkehrsschildern den langen Weg zurück gefahren. Leider gab es bei der Anmeldung nicht die Möglichkeit warme Bekleidung (Regenjacke & Co) abzugeben, mit denen man sich vor der Nässe & Kälte hätte schützen können. So ausgepumpt und etwas unterkühlt kann man schnell krank werden - ein großes Minus an die Veranstalter aus meiner Sicht. Das ist bei anderen Veranstaltungen deutlich besser organisiert.
Zu diesem Zeitpunkt wußte ich natürlich nocht nicht was meine Mitstreiter so gefahren sind, aber für die Top-5 sollte es doch gereicht haben hoffte ich. Wenn ich mich schon nicht unter die ersten Drei platzieren kann, ist mir der Rest (fast) egal: Ob ich am Ende 4., 5. oder 10. bin, ist dann eigentlich nicht mehr so wichtig. Zurück auf dem Parkplatz der Kaserne habe ich mich dann umgezogen und das Rad wieder verstaut. Bin dann in Richtung Startbereich gefahren, um auf die Siegerehrung zu warten, wollte ich doch mit den Kollegen noch ein wenig Smalltalk halten und einen Happen essen. Unterwegs habe ich Armin am Straßenrand stehen sehen und mein Auto ebenfalls dort abgestellt. Armin kannte das Ergebnis bereits und klärte mich auf:
Gewonnen hatte unsere AK fast erwartungsgemäß der Sascha Haußmann in 07:39,52, knapp vor Cosmas in 7:41,72. Dann kam Armin in 08:04,31, relativ deutlich vor mir. Mein Missgeschick am Start hat mich nicht so viel Zeit gekostet, deshalb gab es auch nichts hadern - Armin war halt etwas stärker, ist ja weiß Gott keine Schande gegen ihn zu verlieren. Doch einen Wimpernschlag hinter mir kam Christian in 08:13,59 auf dem 5. Platz ins Ziel. Das war mehr als knapp und ich hatte wohl am Ende doch noch etwas Glück im Unglück. Für Dirk war die Strecke zu kurz und zu steil, um seine Stärken in langen und anspruchsvollen Zeitfahren ausspielen zu können (z.B. ). Er kam in 08:31,29 leider nicht über einen 7. Platz hinaus. Deutlich erfolgreicher, war allerdings Dirk’s bessere Hälfte Anja Schneidenbach (RVG Rockenberg), die in 10:31,27 erstmalig einen Hessenmeistertitel bei den Damen erreichen konnte. Herzlichen Glückwunsch, das hat mich wirklich sehr gefreut! Armin erzählte mir aber auch, daß die Siegerehrung nicht vor 13:00 Uhr stattfinden sollte und die Parkmöglichkeiten oben im Ziel an der Burg Frankenstein sehr begrenzt sind. Zu gerne wollte ich mit den Kollegen bei Kaffee & Kuchen zusammensitzen, aber ich mußte dann noch ca. 1,5h warten und mein Rad wieder auspacken. Laut Regenradar war der nächste Schauer in Anmarsch, also entschloß ich mich dann doch nach Hause zu fahren. Achja, ich werde stets nicht müde zu betonen, in der nächsten Saison bei den Senioren III starten zu dürfen und dort hätte ich tatsächlich gewonnen. Hier siegte Thomas Hädrich (RC 07 Fulda) in 08:20,13. Wenn das nicht mal motivierend für's nächste Jahr ist!

Brockenkönig 2014

Brockenkönig am 31. August in Schierke (Harz) - Landesmeisterschaften BzF LV Sachen-Anhalt

Mit rund 8,4km Länge bei ca. 400HM und Rampen mit ca. 12% wartete auch in diesem Jahr der Brockenkönig mit rund 100 vorangemeldeten Starter/-innen auf die wiederholte Krönung. Ich darf erinnern, daß im letzten Jahr nur Thomas Göllner und ich bereits am Vortag angereist waren, um die Stecke zu erkunden und ein paar Trainingskilometer gemeinsam abzuspulen. Legendär sind bis heute noch die Geschichten, die sich um die erfolgreiche Erlegung des Riesen-Windbeutels mit Kirschen und Vanilleeis ranken (guckst Du hier ). Doch diesmal war die bereits seit dem Trainingslager auf Mallorca bekannte und (zumindest bei Bäcker & Konditoren) gefürchtete Vierer Bande mit Armin Fischer und René Klinger komplett vertreten und wir hatten sogar in Person von Janine Wienke und Bernd Krauss zusätzlich Verstärkung erfahren.
Unser Programm für den Anreisetag war straff geplant. Nachdem der Brocken im Trainingstempo erklommen werde sollte, stand als weiteres Highlight ein Besuch auf den SPECIALIZED Days in Braunlage an. Thomas hatte für sich, Janine und Bernd jeweils passende Testräder reserviert, die bewegt werden wollten. Das Wetter war gewohnt regnerisch und kalt, mit kurzen sonnigen Abschnitten, die wir eher zufällig zur Trainingsausfahrt haben nutzen können. Bei der Abfahrt vom Brocken habe ich mir auf regennasser Straße erstmalig nach einigen Jahren einen Platten eingefahren (kleine Glasscherbe auf der Lauffläche). Doch ich hatte vorgesorgt und konnte den Schlauchreifen mit Pannenmilch befüllen. Hatte bisher noch Null Erfahrung mit dem Zeugs, aber es klappte auf Anhieb. Hilfreiche Unterstützung bekam ich von Armin, der mir half genügend Luft auf den Reifen zu bekommen. Mit einer Mini-Pumpe ist das schon eine ermüdende und schweißtreibende Angelegenheit - aber zusammen haben wir es geschafft. Danke nochmal dafür an dieser Stelle!
So ging's dann mit stark gedämpfter Geschwindigkeit zurück zum Hotel nach Schierke. Rad wieder verstaut, duschen und ab nach Braunlage zu den SPECIALIZED Days. In all der Hektik mit dem platten Hinterradreifen, hatte ich allerdings vergessen meinen Radcomputer auszuschalten. Letzterer geht zwar nach 10min Inaktivität in einen Powersave Modus, zieht aber wohl dennoch genügend Spannung, um mir den vollen Akku über Nacht komplett zu entleeren. Das ist für mich natürlich suboptimal, zumal ich meine Zeitfahren bevorzugt an den Meßdaten des Radcomputers ausrichte. Aber das wußte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht und sollte erst am Sonntag Morgen beim Warmfahren auffallen.
Wegen den durchwachsenden Wetterprognosen hatte ich mir meine Rolle mitgenommen, wollte ich doch vermeiden bereits beim Warmfahren nass zu werden. In der Nacht zum Sonntag hatte es sich ausgeregnet und erst zum frühen Nachmittag war wieder Regen gemeldet. Man konnte sich also durchaus auf der Straße warmfahren. Ich wollte aber kein Risiko eingehen noch einen weiteren Platten zu riskieren und habe mich dann auf der Rolle vorbereitet. Und dabei ist es mir dann aufgefallen - das mit dem leeren Akku. Was für ein Mist, konnte ich mir doch durch meine alten Aufzeichnungen drei Wegpunkte auf der Strecke als Zeitmarken setzen, um unterwegs besser meine Endzeit abschätzen zu können. Ich fühlte mich wirklich stark genug, um meine Zeit aus dem Vorjahr von 20:41 deutlich zu unterbieten. Bei der Startnummernausgabe hatte ich noch eine kleine Diskussion mit dem verantwortlichen Offiziellen vom Verband, da ich mich gewundert hatte, daß alle 64er Jahrgänge bereits als Sen III gelistet wurden. Das war natürlich nicht korrekt und wurde später in den Ergebnislisten auch korrigiert. Soll ja alles mit rechten Dingen zugehen.
Wie gesagt, den Radcomputer und damit meine Renneinteilung konnte ich getrost vergessen. Pünktlich um 11:24 ging es dann für mich los. Vor mir startete mit Andreas Pucher-Diehl ein "alter" Bekannter aus den Rennen im Sauerland, der zwar ein guter Zeitfahrer, aber kein ausgewiesener Bergfahrer ist. Aber ich ging nicht davon aus, den Startabstand von einer Minute aufzufahren, geschweige denn überholen zu können. Doch auf der langen "Geraden" beim Überqueren des ersten Brockenbahnübergangs sah ich ihn schon in Schlagdistanz vor mir. Im mittleren Bereich des ersten Steilstücks war es denn geschehen und ich zog vorbei. Das hat mich schon ein wenig irritiert - sollte ich zu schnell angegangen sein?! Denn meine Beine brannten bereits merklich und ich nahm ein klein wenig Speed raus, um oben heraus genügend Kraft zu haben. Die letzten relativ flachen Kilometer zum Ziel habe ich dann wieder auf das große Blatt geschaltet - eigentlich so, wie ich es mir im Vorfeld zurechtgelegt hatte. Alles lief nach Plan und ich konnte noch kräftig durchziehen. Hmm, so ganz leer wie zuvor in Grafschaft war ich dann doch nicht am Ende, obgleich rein gefühlsmäßig ich davon ausging meine Zeit aus dem Vorjahr deutlich unterboten zu haben. Also nix wie hin zu dem Kollegen, der die Zeiten genommen hatte und mal freundlich gefragt, ob er mir schon Endzeiten nennen könne. Ich habe ein wenig warten müssen, aber dann wurde mir eine 21:03,11 offiziell bestätigt. Nanu, ich dachte im ersten Moment, daß müßte doch eher eine 20:03 sein - aber wohl getäuscht! Auf dem Rückweg kam mir dann René entgegen ... und sehr dicht gefolgt von Armin, der unmittelbar hinter ihm gestartet war. Wow, für Armin muß es eine super Zeit sein oder für René eine schlechte. Doch letzteres konnte ich mir nicht so Recht vorstellen, da René im Frühjahr auf Mallorca so unheimlich stark in den Bergen war.
Entgegen meinen ursprünglichen Vermutungen hatte sich auch Armin verschlechtert und erreichte mit 20:42,99 eine Zeit, die ich im Vorjahr gefahren bin. René kam auf eine für ihn sicher enttäuschende 21:49,78. Hatte Armin die letzten beiden Jahre unsere AK immer gewinnen können, so mußte er sich und der gesamte Rest diesmal von Mike Beer vom Masters Team Jenatec in 20:28,29 geschlagen geben. Es folgten meine Wenigkeit auf Platz 3 und René mit dem undankbaren aber letztendlich dennoch versöhnlichen 4. Platz. Am Ende war festzustellen, daß nahezu alle uns bekannten Starter ihre Vorjahreszeiten nicht haben erreichen können. Doch war es den kalten Witterungsbedingungen geschuldet? Schwer zu sagen, ich denke eher nicht. Oder hat man gar den Zielstrich ein paar Zehnermeter höher gelegt? Klingt plausibel, wurde aber von offizieller Seite verneint. Naja egal, die Bedingungen waren ja für alle gleich.
Deutlich erfolgreicher verlief es für unsere beiden Medienfabrikanten: Thomas Göllner konnte seine Altersklasse (ohne Lizenz) in sehr guten 20:07,6 deutlich gewinnen. Die anvisierte Zeit unter 20 min blieb aber auch diesmal unerreicht ... und die biologische Uhr tickt und tickt und tickt, aber ich möchte an dieser Stelle keine Panik verbreiten - is' noch alles drin für die (nahe) Zukunft :-) Aber das Team Medienfabrik Gütersloh hatte mit Thomas' besserer Hälfte ein weiteres Eisen im Feuer, denn Janine war bei ihrer "Brocken-Premiere" auf Anhieb in 27:56,6 Schnellste in der Damenwertung. Tagesschnellster war nicht wie im Jahr zuvor Lokalmatador Sebastian Heinrichs (B.O.C. auf bike Bergamont Team) der in 18:42,05 die Ziellinie überfuhr, sondern Christian Kreuchler vom RV Elxleben e.V. in 18:24,05. Aus heimischer Sicht war noch der Zeitfahrspezialist Jan-Niklas Droste (Team Heizomat) am Start, der aber nach eigenem Bekunden eher flacheres Terrain bevorzugt. Trotzallem langte es für ihn in der starken Eliteklasse zum respektablen 3. Platz in 19:05,34. Sein Teamkollege Julien Essers dominierte die U23 und wurde folglich mit dem 1. Platz in 19:41,52 belohnt. Der Streckenrekord aus dem Vorjahr von 18:19 gehalten von Sebastian Heinrichs blieb bestehen.
Siegerehrung auf der Terrasse des Hotels Brockenscheideck. Bei den Männern ohne Lizenz war Thomas Göllner siegreich und bei den Damen Janine Wienke (beide Team Medienfabrik Gütersloh). Bei den Senioren II gewann Mike Beer vom Masters Team Jenatec vor Armn Fischer (Monte Kali Neuhof) und mir

Summa summarum ist der Brockenkönig schon eine wirklich tolle Veranstaltung, die sehr anspruchsvoll ist und noch viele Optionen für die Zukunft hat (z.B. Zielankunft auf dem Gipfel). Aber stark verbesserungswürdig finde ich das Thema Siegerehrung: Die Kinder & Jugendlichen sind schon ab 09:30 auf die Strecke gegangen und mußten bis nachmittags auf die Siegerehrungen warten. Das ist schon eine lange Zeit bis dahin. Und für die älteren Teilnehmerklassen, inkl. Jedermänner zieht sich folglich das Procedere wie Gummi in die Länge. So ist es nicht verwunderlich, daß viele bereits den Nachhauseweg angetreten hatten. Doch nicht unsere kleine Truppe! Nein, nein, wir haben alle brav gewartet, bis wir an der Reihe waren und haben artig geklatscht, wenn es etwas zu bejubeln gab. Über den Nachmittag wurde das Loch im Magen aber immer größer und größer, bis einer von uns den Vorschlag machte, den legendären Windbeutel des Todes in Angriff zu nehmen ... als krönenden Abschluß des Tages sozusagen. Und nachdem der Windbeutel den kurzen Kampf verloren hatte, war uns klar warum es diesmal langsamer den Berg raufging als im Vorjahr:
Nix da mit kaltem Wetter oder längerer Strecke oder so. Das Teil muß am Vortag verspeist werden, dann klappt's auch mit der persönlichen Bestzeit! Na dann, bis zum nächsten Jahr in Schierke.


Grafschaft 2014

Bergzeitfahren am 19. Juli in Grafschaft

Boah, ey - was für eine Hitzeschlacht. Doch lieber so, als bei Dauerregen und Kälte am Start in Grafschaft zu stehen. Trotz Höhenlage im Sauerland, lagen die Temperaturen bei über 30°C und kräftigem Wind aus vornehmlich südlicher Richtung. Außerdem wurde das Bergzeitfahren auf einer neuen 5,8km langen Strecke mit rund 220HM ausgerichtet. Es ging also nicht wieder hinauf zur Ortschaft Schanze, sondern auf den Wilzenberg. Das ist genau der "Gegenhang" im Norden von Grafschaft gelegen.
In diesem Jahr wurde das Bergzeitfahren erstmalig auf einer neuen Strecke ausgetragen. Die Strecke ist 5,8km lang und weist ca. 220 HM auf. Besonders markant sind die ersten flachen und damit sehr schnellen 2,7km und der mit 9-10% steile Schlußanstieg.

Leider war für mich auch diese Renn-Vorbereitung nicht wirklich optimal verlaufen, mußte ich mich doch wieder seit Dienstag bis einschließlich Freitag auf Dienstreise begeben. Leider gab’s keine Möglichkeit zur sportlichen Betätigung. Ganz im Gegenteil, die obligatorischen allabendlichen Geschäftsessen waren wohl eher hinderlich als nützlich, aber egal - geschmeckt hat's dennoch prima :-) So habe ich mich am Renntag mit ca. 2h deutlich länger warmgefahren als sonst, galt es doch den alten Diesel wieder in Schwung zu bekommen. Dabei habe ich die neue Streckenführung ausgiebig inspiziert und besonders Augenmerk auf das schnelle Flachstück gelegt. Es ging nämlich gleich vom Start los auf einem schmalen, geteerten Wirtschaftsweg ca. 2,7km flachwellig, leicht abfallend in Richtung Schmallenberg. Nach einer scharfen Rechtskurve folgte eine mit 7-9% steile Passage auf ein kleines "Plateau". Ab hier konnte man wieder auf das große Blatt schalten und mit ca. 35 km/h Fahrt aufnehmen, um möglichst viel Schwung in die abschließend steilste Stelle mitzunehmen. In der Tat ist der letzte Kilometer mit rund 9-10% konstant steil - kennt man ja vom BzF in Ramsbeck. Hier mußte ich völlig unrhythmisch fast alles im Wiegetritt fahren, so ausgepumpt war ich bereits an dieser Stelle. Doch so sollte es ja auch sein. Lag's an der Hitze, an der kleinen Zwangspause vor dem Wettkampf oder gar geschuldet meines längeren Auslandsaufenthalts im Juni - wohl eine Kombination aus allem, denn die letzten 500m waren wirklich sehr, sehr hart für mich. Ich kann mich nicht erinnern, jemals so ausgepumpt über die Ziellinie gefahren zu sein. Da ging wirklich nichts mehr am Ende. Mit 13:19,9 war ich mehr als zufrieden und könnte im Nachhinein nicht sagen, wo ich hätte schneller fahren können, ohne Gefahr gelaufen zu sein, überdreht zu haben. Deshalb war ich mit der Zeit wirklich mehr als zufrieden. Natürlich lag das schnelle Flachstück zu Beginn und das Hochplateau besonders meinem Mitstreiter Armin Fischer (RSC Monte Kali Neuhof, bei Fulda), der hier deutlich Zeit auf mich hatte gutmachen können. Das Armin auch bergauf gut kann, hat er mehr als einmal unter Beweis gestellt und so hatte er mich am Ende in 12:51,6 deutlich auf Platz 2 in der AK verwiesen. Der dritte Platz bei den Senioren II ging ebenfalls an einen alten Bekannten aus Siegen, Sven Gemeine in 13:34,0. Der Bursche hatte mich doch letztes Jahr beim Saison Abschluß in Ramsbeck knapp mit 1 sec Vorsprung besiegt.
Die Abb. zeigt die Datenaufzeichnungen von meinem Garmin Edge 500. Bei Kilometer 3,9 gab es einen Aussetzer und die Meßwerte der Herzfrequenz schwanken am Ende so stark, daß ich wohl die Genauigkeit der Werte anzweifeln muß, zumal Herzfrequenzen an die 200 S/min in meinem Alter unrealistisch sind. Vielleicht brauche ich aber auch nur einen neuen Brustgurt. Fahre nämlich noch den original Garmin Texilgurt. Der soll nach diversen Forumsberichten fehleranfällig sein. Alternativ funktioniert auch ein Polargurt ohne Probleme mit dem Garmin ANT+ Herzfrequenzsender.

Natürlich duften Janine Wienke & Thomas Göllner vom Team Medienfabrik Gütersloh nicht fehlen. Beide sorgten in der Vergangenheit immer für Podiumsplatzierungen und Tagesbestzeiten. Janine errang in 17:36,8 die beste Zeit bei den Seniorinnen und war zweitschnellste Frau in der Tageswertung. Ganz respektabel, wenn man bedenkt, daß sie erst seit letztem Jahr etwas ernsthafter für Wettkämpfe trainiert. Da ist noch genügend Luft nach oben für die kommenden Jahre. Für Thomas lief es ebenfalls gewohnt gut und er benötigte hervorragende 12:32,1. Doch Jens Brockmann hatte am Ende das Glück auf seiner Seite und war mit einem Wimpernschlag von 0,9 sec schneller. Thomas‘ Zeit bescherte ihm den zweiten Platz bei den Senioren I und die drittbeste Tageszeit. Lokalmatador Anselm Wüllner vom Team Merida-Schulte gewann die Tageswertung in 11:46,8.
Meine Schwäche im flachen einen dicken Gang drücken zu können, hat mich einiges an Zeit gekostet, sind doch Armin und Thomas nach eigenen Angaben mehrmals über 50km/h gefahren. Ich kam hier nur einmal kurzzeitig auf diese Geschwindigkeit, das war einfach zu wenig. Irgendwie hatte auch der Wind etwas gedreht und ich hatte zumeist Gegenwind, so schräg kommend von vorne - beim Warmfahren war es noch anders herum. Nun gilt es für die längeren Zeitfahren speziell an der Kraftausdauer zu feilen, damit ich Ende August beim Brockenkönig meine Zeit aus dem Vorjahr unterbieten kann.


Bobbahn 2014

4. Bergsprint am 05. Juli auf der Bobbahn bei Winterberg

Lange Zeit war es ruhig hier auf meinen Seiten, keine (Renn-)Ergebnisse, keine Berichte und auch keine Fotos - und das ist auch gut so
Ende März in Topform aus dem Trainingslager zurück gekommen, hatte ich gleich mal die Strecke vom BzF an der Schmelzmühle unter die Räder genommen - sozusagen als Standortbestimmung: Mit 2 vollen Trinkflaschen, Trainingsrad und mit Knie- / Armlingen & Weste auf Anhieb eine 09:26 gefahren. Also, zusammen mit den Jungs auf Mallorca alles richtig gemacht. Leider konnte ich die gute Form an den ersten Rennen im Frühjahr nicht unter Wettkampfbedingungen unter Beweis stellen. Da war eine Familienfeier und ganz entscheidend - und jetzt kommt's - ein längerer, beruflich bedingter Auslandsaufenthalt. Bin auch erst wieder Ende Juni zurück nach Hause gekommen. Leider war ich beruflich so sehr eingespannt, daß ich mich nur an den Wochenenden im hoteleigenen Fitnessbereich an einem Crosstrainer austoben konnte. Ein Fahrradergometer oder gar ein Spinningrad gab es leider nicht, obwohl man mir das bei der Auswahl des Hotels zugesichert hatte. Naja, was soll ich sagen, wenigstens waren die vorhandenen Geräte in einem neuwertigen Zustand. Gewichtstechnisch habe ich nur rund 1,5kg zugelegt, das sollte sich doch wieder auf Normalmaß einpendeln lassen. Kaum wieder zu Hause, kam wegen der Nahrungsumstellung nochmal leichter Durchfall dazu. So blieben als Vorbereitung für den Bobbahnsprint lediglich gut 1,5 Wochen. Aufgrund der guten Wetterlage, konnte ich mein Vorbereitungsprogramm sehr gut durchziehen. Habe bei uns in der Nähe ganz gezielt an steilen Rampen 2,5min SB Einheiten am Berg gefahren, mit steigender Anzahl an Wiederholungen und Leistung. Letzeres konnte ich durch das Sponsoring der Sparkasse in Form eines Powertap Hinterrades effektiv dosieren. Mit den gut geplanten Erholungspausen zwischendurch, konnte ich in Kürze wieder in Form kommen. Zwar würde es sicher noch nicht für ein längeres Bergzeitfahren ausreichen, aber für so kurze Bergsprings über max. 4min sollte ich richtig fit sein.
Mit dieser Vorgeschichte und etwas Zuversicht, habe ich mich dann am Morgen des 5. Juli auf den Weg nach Winterberg gemacht, galt es doch die Jungs erstmalig nach langer Zeit wieder zu sehen. Janine & Thomas Göllner von der Medienfabrik Gütersloh waren schon wie gewöhnlich am Vortag angereist. Armin Fischer, nach wie vor für den RSC Monte Kali Neuhof startend, traf etwas später am Austragungsort ein als ich. Die Wetterprognosen waren nicht so gut, so daß ich meine Rolle zum warmfahren mitgenommen hatte. Es war zwar über den ganzen Tag verteilt bewölkt und etwas windig, aber - und das ist das wichtigste - es blieb trocken! Eigentlich ideal, um mich wie die Jahre zuvor draußen auf den Straßen rund um Winterberg warm zu fahren. Dennoch hatte ich diesmal die Rolle bevorzugt.
Wie gewöhnlich begann der Vormittag für alle Teilnehmer mit dem obligatorischen Leistungstest auf den Wattbikes, um die Startreihenfolge zu bestimmen. Damit war erfahrungsgemäß sichergestellt, daß nach Leitungsvermögen gestartet wird. Ein mögliches Auffahren auf den Vordermann sollte damit vermieden werden. Diese Vorgehensweise hat sich seit Jahren bewährt. Obgleich ich beim Leitungstest nicht alles gegeben hatte, war ich ein wenig überrascht, mit 5,97 W/kg das drittbeste Ergebnis von allen Startern erreicht zu haben. Nur Thomas (6,53) und Armin (6,18) waren etwas besser. Aber man wußte ja nicht wirklich, wie die anderen Mitstreiter taktiert hatten, um sich noch ein paar extra Körner aufzusparen. Wie gesagt, drittbeste Performance auf dem Wattbike hieß auch gleichzeitig als drittletzter in die halboffene Betonröhre gehen zu dürfen. Um 15:06 war es dann auch soweit: Bloß nicht zu schnell angehen war die Devise nach meinen Erfahrungen bisher, denn das Anfangsstück ist zugleich auch das steilste. In den Kreiselpassagen wirklich nur kurz durch schnaufen und möglichst schnell wieder Fahrt aufnehmen. Man sollte so viel Speed wie möglich in das nächste Steilstück nehmen. Im letzten Kreisel von unter gesehen, geht es sogar wieder etwas "bergab", bevor es in den Zielabschnitt (der eigentlichen Startrampe) geht. Hat man sich seine Kräfte gut eingeteilt, kann man hier richtig gut Zeit gutmachen oder auch verlieren, falls man anfangs etwas zu optimistisch war. Im Ziel wurde vom Streckensprecher auch gleich eine neue Tagesbestzeit verkündet. Mit 3:42,9 hatte ich mich um ca. 2 sec zum Vorjahr verbessert und auch persönliche Bestzeit gefahren. Im letzten Jahr bei den Senioren II schon recht bemerkenswert. Als Armin dann im Ziel war, konnte ich es fast gar nicht glauben. Hatte er mich noch letztes mal um knapp 2 sec distanziert, lief es diesmal nicht so gut für ihn und er benötigte 03:53,1. Damit hatte ich zu diesem Zeitpunkt zumindest meine Altersklasse bereits gewonnen, vor Armin und Stefan Theine (04:13,6) vom SC Siedlinghausen und gleichzeitig war ich sicherer Zweiter in der Gesamtwertung. Denn es blieb nur noch Thomas Göllner. Klar, da ist für mich nix zu machen und die Frage war eher wie groß sein Vorsprung sein sollte. Ich möchte es nicht unnötig spannend machen, der "Medienfabrikant" fuhr ebenfalls persönliche Bestzeit und benötigte respektable 03:26,2. Das war natürlich gleichzeitig wieder die Tagesbestzeit. Hmmm, wenn ich es mir so recht überlege, vielleicht wäre sogar noch etwas mehr drin gewesen, wenn Thomas vorher nicht mein letztes, seit Monaten abgelaufenes Gel verdrückt hätte :-) Aber auch bei den Damen komplettierte Janine die besondere Performance des Teams Medienfabrik Gütersloh: Bei ihrer Premiere auf der Bobbahn landete sie auf Anhieb auf Platz 2 und mußte sich denkbar knapp nur der Tagesschnellsten Britta Bieker vom RSV Werl-Wickede geschlagen geben.
Zielsprint auf der Startrampe der Bobbahn. Links mein Vereinskollege Dirk Sycha, kurz vor dem "Blackout". Dann folgt Armin Fischer in typischer Sprinterhaltung bei rund 1000W sowie der Tagesschnellste Thomas Göllner und zu guter Letzt meine Wenigkeit mit silbergrauem Gesichtspullover.

Aber da war ja noch mein vereinsinterner Wettstreit mit Dirk, der durch seine Heirat mittlerweile Sycha heißt. Er ist mir Jahr für Jahr stetig näher auf die Pelle gerückt. Und auch diesmal hatte er sich deutlich auf eine 03:48,0 verbessert. Sorry, Dirk - vielleicht dann im nächsten Jahr :-) Doch es gab trotzdem ein Happy End für ihn, denn er konnte mit seiner klasse Zeit zumindest den Tagessieg bei den Herren einfahren und die drittbeste Tageszeit erreichen.
Wow, was für ein Einstieg in die Saison 2014 und das nach dieser relativ langen Zwangspause. Es lief wirklich optimal für mich. Aber nicht nur für mich, ich bin überzeugt das auch Armin mit dem Ausgang zufrieden ist, liegen doch seine Qualitäten als amtierender Hessenmeister im Zeitfahren bei Veranstaltungen, wo die Durchschnittsgeschwindigkeit jenseits der 40 km/h liegt. Thomas als Tagessieger hat sich mit dem Gewinn des Hotelgutscheins wieder die Übernachtungen fürs nächste Jahr gesichert und Janine dürfte ebenfalls happy über ihr Resultat sein. Nun gilt es für die noch kommenden Rennen an meiner Kraftausdauer zu feilen, so daß auch längere Zeitfahren ohne Einbruch absolviert werden können.

Zum Abschluß dann noch als Gimmick ein YouTube Video vom 4. Bobbahnsprint von Tobias Frettlöhr, der mit dem Mountainbike mehrmals die Strecke abgefahren ist:


Trainingslager 2014

Mallorca vom 08.03 bis 21.03.2014

War ich die letzten Jahre immer mit meinen Vereinskollegen vom RSV Marburg unterwegs zu den Trainingslagern, bedeutete das für mich auch immer viel Einsamkeit während der Ausfahrten. Die Kollegen hatten einfach zu große Trainingsrückstände, so daß es für mich zu langsam oder für die anderen einfach zu schnell war. Das kann man mal machen, aber für zumeist zwei Wochen Aufenthalt war das nichts auf Dauer. Deshalb hatte ich im Vorfeld schon frühzeitig signalisiert, daß ich in diesem Jahr mit einigen Freunden mein Trainingslager Anfang März auf Mallorca verbringen werde. Schnell fand sich eine kleine Gruppe mit Armin Fischer, mit dem ich das Zimmer teilte sowie Thomas Göllner und René Klinger. Allesamt sehr bergfest und mit Armin hatten wir auch einen, der in der Ebene in den welligen Bereichen der Insel für ordentliches Tempo sorgen konnte. Endlich mal eine Truppe mit ausgeglichenem Leistungsniveau. Das versprach viel Spaß und bei intensiven Einheiten genug Motivation durchzuziehen. Durch den milden Winter hatte ich auch schon fleißig Trainingskilometer gesammelt. Doch mit meinen ca. 4.000km seit November war ich noch nicht mal der Fleißigste. Wir folgten Thomas' Empfehlung und buchten alle im Viva Blue an der Playa de Muro bei Alcúdia ein. Ein durchaus guter Tipp, mit sehr geräumigen Zimmern, klasse Verpflegung und großem Radkeller. Außer mir kannten alle diese Gegend so weit im Osten der Insel. Ich war ja sonst immer in S’Arenal untergebracht, aber öfters mal was Neues.
Die Bilderserie zeigt die Hotelanlage des Viva Blue an der Playa de Muro aus der Vogelperspektive (links) und die unmittelbare Aussicht aus unserem Hotelzimmer.

Armin und ich reisten zusammen aus Frankfurt an, Thomas und René aus Paderborn. Thomas buchte unseren Aufenthalt so, daß wir den ersten und letzten Tag noch als Training nutzen konnten. Das hat auch bestens funktioniert und wir konnten planmäßig unser Programm abspulen. Ganz besonders viel Glück hatten wir mit dem Wetter: Über den ganzen Zeitraum strahlte die Sonne bei durchschnittlich 20°C und kein Regen trübte die Stimmung. Da Thomas aus beruflichen Gründen nur eine Woche verreisen konnte, paßte ich meine Trainingsplanung daran an. Anstatt einem eher lockeren ersten 4er Block, ging es bereits am 3. Tag nach Sa Calobra und am Folgetag hinauf zum Randa. Anschließend folgte der erste Ruhetag. Halbwegs gut erholt wurde am 6. Tag das Kloster San Salvador unter die Räder genommen - wie gesagt, alles im SB-Bereich bei über 300Watt. Es folgten danach die Königsetappe von Pollenςa über Kloster Lluc über den Puig Major nach Sóller, Bunyola nach Orient und zurück. Knapp 180km bei ca. 2200HM mit einem 28er Schnitt ... und das zu zweit. Armin’s Plunung ging eher in die Richtung längere Ausfahrten und er ließ daher die ganz intensiven Einheiten aus. René hatte sich zumeist mit einem Vereinskollegen verabredet, um gezielt für Rundstreckenrennen und Kriterien in Form zu kommen.
Das Gruppenbild rechts zeigt Thomas (re.), Armin und René zusamen an der Tankstelle bei Kloster Lluc.
Nach dem zweiten Ruhetag am Mo. den 17. März folgte der finale 4er Block. Thomas war wie gesagt bereits abgereist, so daß Armin und ich zumeist allein unterwegs waren. Gelegentlich wurden wir von René begleitet. Der letzte Trainingsblock hat mir besonders gut gefallen, da mich Armin in Gegenden im Westen und Süden Insel führte, die ich noch gar nicht kannte.
Die Bilderserie zeigt (li.) die Ankunft auf dem Kloster Ermita de Bonany (SW von Petra gelegen) mit Armin Fischer sowie in der Mitte der idyllische Blick auf die "heiligen Mauern". Danach haben wir beide auf dem Marktplatz in Petra ein wenig entspannt.

Armin wäre nicht Armin, wenn er als amtierender Hessenmeister im Einzelzeitfahren nicht aufs Tempo drücken würde. Teilweise kam es mir vor, als ob ich hinter einem Moped herfahren würde. Doch ich wollte mich natürlich nicht lumpen lassen und habe mich brav an der Führungsarbeit beteiligt. Bei Streckenlängen von rund 150km und ca. 1.100HM hatten wir immer einen Schnitt zwischen 30 und knapp 33 km/h. Die letzten Tage gesellte sich zu meiner Freude ein alter Kumpel aus meinen Anfangszeiten im Radsport dazu. Mittlerweile in der Schweiz wohnend trafen wir Mario Helbing in der Hotelanlage, der nach einer längeren Verletzungspause wieder fit werden wollte.
Ein wenig Kultur am vorletzten Tag. Die Bilderserie zeigt den Ausblick vom Monasterio de Monte Sion, südlich von Porreres gelegen. Zusammen mit Mario Helbing (li.), Armin Fischer und René Klinger (re.) genossen wir den schönen Tag.

Und so vergingen die 13 Tage sehr schnell und in Nullkommanix waren die lang ersehnten Trainingstage auf Mallorca auch schon wieder vorüber. Alles ist heil und gesund geblieben. Ich bin in Summe ca. 1.700km gefahren. Nun folgen zu Hause zwei Tage Erholung, ein wenig technische Materialpflege und dann werde ich wieder so langsam mit dem Training weitermachen. Am 30. März startet unsere kleine Rennserie der beiden Radsportbezirke Lahn und Taunus/Wetterau mit einem Rundstreckenrennen in Breidenbach (bei Bad Laasphe/Biedenkopf). Ich habe mich mal angemeldet, der Kurs liegt mir ganz gut und ich konnte in der Vergangenheit das Rennen schon oftmals gewinnen. Ob ich letztendlich starten werde, weiß ich aber noch nicht. Ich wollte es ja in meinem letzten Jahr als Senioren II Fahrer ein wenig ruhiger angehen lassen. Außerdem ist bereits sicher, daß ich im Sommer eine längere Zeit dienstlich nach Übersee reisen muß. Also, was soll der Ergeiz - nächstes Jahr wird es für mich erst wieder so richtig interessant.


Leistungstest 2014

Leistungstest des RSV Marburg am 22. Februar

In dieser Saison waren wir mit unserem schon obligatorischen Leitungstest ein wenig später dran. In der Vergangenheit hatten wir bereits Anfang November durch den Test die Trainingsbereiche für das Wintertraining bestimmt. In diesem Jahr hat es aus welchen Gründen auch immer nicht eher geklappt, doch immerhin noch rechtzeitig zum geplanten Trainingslager Anfang März auf Mallorca. Alexander Goldbach, mittlerweile mit einem Bachelor in Sportwissenschaften versehen, mit B-Trainerschein ausgestattet und dem Master fest im Visier, hat wieder alles organisiert und diesmal die Turnhalle der Elisabethschule in Marburg reserviert. Ganz nett, denn an dieser Schule habe ich 1984 mein Abi gemacht. War schon gespannt wie sich die Halle über die letzten 30 Jahre verändert hat, doch ich wurde ein wenig enttäuscht: Alles strahlte noch im "alten Glanz".
Durch den milden Winter habe ich fleißig Kilometer sammeln können und lag bei ca. 3.900km seit Anfang November 2013 (das ist nebenbei bemerkt persönlicher Rekord). Alex hatte mich um 10 Uhr eingeplant und damit war ich der Erste an diesem Tag. Nett & hilfsbereit wie ich nun mal bin, habe ich noch geholfen aufzubauen und dann ging es auch schon los.
Wie in den Vorjahren wurde mit 100W gestartet, die genau 3 min getreten werden mußten. Anschließend - ohne Erholungsphase - ging es mit 20W Steigerung weiter. Dazwischen, nach Intervallende, wurde durch einen Tropfen Blut aus dem Ohrläppchen der Laktatwert bestimmt ... aber ich mußte ja fleißig weitertreten. Wir hatten erstmals den CycleOps Powertap Leitungsmesser parallel zum Tacx Bushido im Einsatz. Dadurch sollte die Messung, bzw. die Bremse des Rollentrainers noch genauer kalibriert werden. Das funktionierte eigentlich auch ganz gut, aber ich hatte regelmäßig kurze Sprünge drin, wo die Leistung kurz auf 350-400W sprang. Das brachte mich ein wenig aus dem Rhythmus, konnte ich aber in den unteren Wattbereichen noch gut kompensieren. Beim letzten Leistungstest im Nov 2012 waren die 320W für mich nicht flüssig zu bewältigen und ich mußte nach ca. 2min abbrechen. Diesmal war ich etwas besser drauf und habe dieses Intervall relativ gleichmäßig durchgetreten. Ich wollte dann nochmal um 20W steigern, aber kurz nach dem Wechsel auf 340W stellte sich der Widerstand abermals sehr hoch ein, so daß ich stark in der Trittfrequenz abgefallen bin. Habe dann aufgehört, da ich dabei völlig aus dem Rhythmus gekommen bin. Hätte eigentlich aus dem Sattel gemusst, um wieder Fahrt aufzunehmen. Alex meinte dann auch aufhören, sollte ja kein Maximaltest sein.
Die beiden Graphen zeigen zum einen die (ungeglättete) Aufzeichnung von meinem GARMIN Radcomputer inkl. der Leistungsdaten meiner PowerTap Nabe (links) und zum anderen die Auswertung von Alex Goldbach (rechts) mit den Trainingsbereichen und den ermittelten Laktatwerten am Ende der jeweiligen Intervalle. Es wurden 3min Intervalle mit 20W Steigerung, ohne Erholung gefahren, bei immer gleich bleibender Übersetzung. Der Widerstand auf der Rolle wurde am Intervallende entsprechend automatisch über die Meßsoftware erhöht. Es läßt sich gut erkennen, daß sich mit fortschreitender Belastung die Trittfrequenz und damit auch die Geschwindigkeit verringert hat. Ebenso lassen sich auch die sporadisch auftretenden "Sprünge" des Rollenwiderstandes erkennen. Ursache dafür könnte die zusätzliche Kopplung der PowerTab Nabe mit der Auswertesoftware sein. Alles in allem haben sich die Trainingsbereiche im Vergleich zum Vorjahr nicht geändert. Der Maximalwert Laktat von 15 mmohl/l bei 185 Maximalpuls zeigt, dass ich mich gut ausbelastet hatte.